Es trifft sich, dass ich heute meinen fünften Meilenstein mit dix:Minutes genauso wie das Endziel unserer Bikepacking -Tour erreiche.
Die Tour d’honeur, wie die letzte Etappe bei der Tour de France genannt wird, ist passé. Noch einmal geht die Fahrt durch einen Nationalpark. Es ist fast futuristisch. Kleinwüchsige Nadelbäume harren auf felsigem Grund neben allerlei Bodendeckern und vereinzelten, eher verdorrten Laubbäumen aus. Der Wind schickt die Wolken vom Meer. Es hat den Anschein, als würden spinnwebfeine Zuckerwattefetzen vor mir über die Straße streichen, denn der Wolkennebel reicht bis zum Boden runter. Die Sonne kommt mit ihren Strahlen nicht mehr durch. Ich fahre wie durch eine Märchenwelt. Da mutet es noch verwirrender an, als ich an einer laut telefonierenden Französin vorbei radle. Was macht sie so alleine (?) in der Wildnis?
Ich bin erstaunt, dass mich das noch überrascht. Nach zwei Wochen unterwegs müsste ich es besser wissen. Egal in welcher (vermeintlichen) Einsamkeit ich unterwegs bin, überall gibt es Menschen. Im hintersten Winkel, der einsamsten Straße, Menschen. Wenn ich tatsächlich Mal niemandem begegne oder erblicke, dann gibt es doch wenigstens (leider) überall menschliche Hinterlassenschaften zu bestaunen. Kaum ein einsamer Fleck ohne Zivilisationsmüll. Sehe ich das zu eng? Verweht der Wind unseren Dreck? Warum ist das so, frage ich mich wieder, wie bereits in den letzten Tagen auch schon.
Wie dem sei.
Jetzt lege ich die Füße hoch. Eine Woche relaxen ist angesagt. Bin gespannt, ab wann es mich wieder drängt unterwegs zu sein. Was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass ich die vielen, vielen Eindrücke sacken lassen muss. Dabei bin ich voller Dankbarkeit, dass nichts passiert ist. Kein Unfall, kein Plattfuß. Keine Situation, die nicht gemeistert werden konnte. Das ist nicht selbstverständlich. Ich habe jeden Tag mein Ziel erreicht.
Ich habe es genauso geschafft, jeden Tag ein paar Zeilen zu schreiben. So hundertprozentig sicher war ich mir auf mancher Etappe nicht. Und darüber, ja, darüber freue ich mich sehr. Das ist mein zweiter, ganz persönlicher Triumph.