Was passiert, würde ich mich stets am selben Ort aufhalten? Mit dieser Frage habe ich mich beschäftigt, als ich auf meiner Bikepackingtour von hier nach dort geradelt bin. Wie sehen die Menschen ihre Umgebung? Wie nehmen sie diese im Gegensatz zu mir wahr? Ich komme als Gast. Als Durchreisende, die sich keine vierundzwanzig Stunden dort aufhält. Ich komme an, richte mich in meiner Unterkunft, sei es Hotel oder Zeltplatz, ein und verlasse die Gegend. Meine Eindrücke sind nur oberflächlich. Verblassen gar in der Vielzahl der Eindrücke, die ich in zwei Wochen des Unterwegsseins mache. Daher schaue ich nur auf das plakativ Sichtbare. Etwas anderes bleibt mir nicht. So nehme ich zunächst nur oberflächlich die Straßen, Geräusche, Topografie, Gerüche in mir auf. Auch Begegnungen bleiben hängen. Mehr nicht. Die Entscheidung, ob mir ein Ort gefällt oder nicht, fälle ich oft in sekundenschnelle und ich kann gar nicht genau begründen, woran das liegt. Ich nehme an, es liegt tatsächlich an dem, was ich zuerst erblicke. Ganz besonders eindrücklich ist mir das in Perdingsdums passiert. Kurz nachdem ich den Ortseingang passiere weiß ich, dass mir die Stadt nicht gefällt. Sie ist dreckig. Auffällig dreckig für mein Dafürhalten. Die Menschen, denen ich dort im Hotel und Restaurant begegne sind nett und freundlich. Allerdings können auch sie am negativen Eindruck nichts ändern. Wie muss es sein, ständig an einem Ort zu leben, ohne die Möglichkeit zu haben, diesen zu verlassen? Oder ohne ihn verlassen zu wollen. Was würde das mit mir machen? Muss ich einen Vergleich haben, um zu realisieren, wie es in meiner Heimat ist? Und zwar in beiderlei Richtungen: schwarz und weiß. Schaffe ich es zu realisieren, dass nicht alles wie bei mir daheim auch anderswo ist? Wissen tue ich das bestimmt – den Medien sei Dank – aber begreife ich es auch?        
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