#253 aller à la piscine

Die großen Platanen der Ferienanlage wiegen sich im Wind, der heute unablässig bläst und die stechende Sonne erträglich macht. Der Wind kräuselt die Oberfläche des Pools, in dem wenig Betrieb herrscht. Ein paar Kinder spielen im Kinderbecken. Über der Ebene jagt der Wind die wenigen Wölkchen vor sich her, die bisweilen ihren sanften Schatten zu Boden werfen. Müßiggang ist angesagt.
Es fällt mir gerade nicht leicht, einfach nur dazusitzen und nichts zu tun. Ein Gedankenfluss mag sich auch nicht richtig einstellen. Ich fühle mich einfach nur leer. Gedankenleer. Mein Blick schweift unter Basecap und hinter meiner Lesebrille rastlos umher. Ich versuche mich zu sammeln und mich zu sortieren.

Ich überlege, ob ich noch ein wenig ins Wasser gehen soll. Normalerweise stellt sich mir diese Frage gar nicht, denn ich liebe es zu schwimmen (#121 Ode an das Freibad). Heute allerdings irgendwie schon. Da der Wind weht, habe ich die Befürchtung, ich könnte frieren. Ich habe ständig Angst vorm frieren. Sollte es jemals soweit kommen, dass ich ein Buch veröffentliche, hätte es wahrscheinlich genau diesen Titel: Angst vorm frieren.

Diese Angst ist völlig irrational. Unbegründet gar und blödsinnig. Trotzdem ist sie mein ständiger Begleiter. Bis auf ein Erlebnis als Kind, kann ich nicht behaupten, dass ich nicht ausreichend Möglichkeiten hätte, mich warm zu halten. Dennoch ist sie da. Völlig irrational, wie gesagt.

Ich ringe mich schließlich dazu durch, doch in den Pool zu steigen. Die Leidenschaft siegt über die Angst. Mein Verstand und mein Wille setzen sich durch. Ich brauche zwei Anläufe. Als das kalte Wasser über meinem Rücken zusammenschlägt, schaudere ich kurz, dann ist es gut. Ich ziehe meine Bahnen.
Außerhalb vom Training richte ich mich nun gemütlich im Bruststil ein. Der Wind kräuselt die Oberfläche und wirft wabenartige Schatten auf den Boden des Pools. Es glitzert und funkelt um mich herum, so wie ich es so gerne mag. Vielleicht ist es für dieses Jahr eine der letzten Möglichkeiten im Freien zu schwimmen.

Diese Überlegung spornt mich noch mehr an, die Leichtigkeit des Wassers zu genießen. Einige Fugen der blaumelierten Mosaikkacheln sind brüchig. Und ich höre auf das Geräusch des Wassers. Es gibt keine Buchstaben für das Geräusch des Wassers beim Schwimmen stelle ich fest. Wasser plätschert, gurgelt, gluckert, murmelt, sprudelt und so weiter. Dies sind jedoch nur Umschreibungen von dem ganz eignen Sound, den es beim Schwimmen macht. Mystisch irgendwie und geheimnisvoll zugleich.

 

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