Der feine, sandige Kies knirscht unter meinen Turnschuhen. Das Geräusch ist mir mittlerweile ein vertrauter Begleiter und erinnert mich an den Sound der Reifen meines Gravelbikes. Heute allerdings bin ich zu Fuß, wie ihr unschwer erraten habt, unterwegs. Morgen geht es heimwärts. Ich versuche noch einmal einzutauchen in die Landschaft und mir einen Vorrat an Eindrücken für den Winter zuzulegen.
Es war eine klare, sternenfunkelnde Nacht, die sich nun zu einem klaren Morgen entwickelt hat. Der Wind weht weiterhin über die Ebene. Am Himmel, dessen Farbe von hellblau über leuchtendes Azur bis hin zu einem kräftigen, dunklen Ton reicht, ist bestück mit Wölkchen. Gleich einer Herde bevölkern sie den Himmel. Sobald ich eine geschützte Stelle erreiche ist es noch einmal richtig warm, ja heiß sogar.
Ich laufe zunächst durch die Weinfelder der Ebene. Die Weinlese hat begonnen. Dick hängen blaue Trauben am grünen Geäst der Reben. Ich stibitze mir ein, zwei. Sie schmecken köstlich. Ganz süß.
Mein Blick schweift über die Ebene. Vereinzelt schaut der dunkle Stamm einer großen Pinie aus dem Blätterdach der übrigen Bäume hervor. An den Spitzen sind ihre Nadeln hellgrün und bilden einen wunderbaren Kontrast zum Himmelblau und den Schäfchenwolken. Ein wenig erinnert mich das an Grzimeks Film über die Serengeti. Allerdings kann ich mich da auch täuschen. Ich war noch nie in Afrika.
Der Canal du Midi führt trübes, grünbraunes Wasser mit sich, das ab und zu durch eine Ecluse unterbrochen wird. An seinem Ufer stehen vereinzelt Laubbäume, deren Blätter an der Unterseite ledrig und weiß, an der Blattoberseite dunkelgrün sind. Bewegt vom Wind sieht es fast wie Lametta am Weihnachtsbaum aus. Die dazugehörigen Kugeln liefern die Schnecken, die sich mit ihren Häuschen zu scharen an den dürren Stängeln des (vermutlich) wilden Fenchels festklammern. Aber so weit ist es noch nicht.