Wenn ich mich umschaue und die Augen aufmache, sehe ich viele Sonderbarkeiten. Immer wieder fallen mir solche Dinge auf, deren plausible Existenz ich infrage stellen würde, die aber dennoch existieren. Oder aber sind es Arrangements, die so zufällig wie völlig unnatürlich daherkommen und in dem Kontext, in dem ich sie erblicke, für meine Verwirrung sorgen.

Die größte, flächendeckende Kuriosität in unserer Welt, die Straßenbeschilderung und ihre zum Teil fragwürdige Sinnhaftigkeit, meine ich in diesem Fall allerdings nicht. Obwohl ich mich schon oft gefragt habe, was das orangefarbene Metallkreuz über dem Richtungspfeil „gerade aus“ bedeutet, wenn es doch offensichtlich nirgendwo anders hingeht, als in diese Richtung.

Nein, mir ist neulich etwas Anderes aufgefallen. Aufgefallen deshalb, weil es zu meinem Alltag gehört. Ich bin, wie schon so oft, an einem Geschäft für Oberbekleidung vorbeigekommen. In diesem Geschäft habe ich bisher weder Verkäufer*in noch jemals Kundschaft erblickt. Bisher schien der Laden stets menschenleer, egal zu welcher Zeit. Einen Aufsteller mit Ausverkauf-Ware draußen – bisher auch Fehlanzeige. Nun, auf alle Fälle hatte sich dieses Mal etwas verändert.

Ich wusste nicht sofort, was es war, doch dann habe ich es gesehen. Innen gibt es ein altes „Oma-Sofa“ in buntem Plüsch und Blümchenmuster, mit hölzerner, geschnitzter Einfassung und geschwungenen Ausladungen. Davor, ein kleiner Couchtisch. Plötzlich lag auf diesem Couchtisch ein Spiel („Risiko“), daneben eine fast voll Flasche Cola, zwei PET-Flaschen halbvoll mit Wasser, ein großer Kaffeebecher sowie eine angebrochene Tüte Werthers-Echte-Bonbons. Also gibt es offensichtlich doch Leute, die dort zwischen all den Bekleidungsstücken– ja, was genau: wohnen, leben, arbeiten? Das Arrangement in dieser Umgebung – merkwürdig und eben kurios.

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