#284 Schweinehund

Je nach Tagesform und Verfassung mag ich den Spruch: „Nur die Harten kommen in den Garten“ oder finde ihn total doof. Bewegung hilft. Hilft mir entweder dabei meine Gedanken zu fokussieren oder meinen Kopf frei zu bekommen, indem ich an nichts denke. Außer, einen Fuß vor den anderen zu setzen.

Meine Taktik heute ist einfach. Meinen inneren Schweinehund – ihr hattet bereits Gelegenheit, Bekanntschaft mit ihm zu schließen (#22 Zirkeltraining, Part 1) überliste ich, indem ich meinen Entschluss konsequent durchziehe. Oder, wie der andere Teil meines Haushalts es formuliert: einfach mache. Deshalb ziehe ich mir sofort nach dem Aufstehen meine Sportklamotten an. Und zwar – und das ist wichtig – ohne vorher aus dem Fenster zu schauen.

Als ich es dann doch tue, regnet es. Nun, ich bin schon umgezogen. Außerdem weiß ich, dass es mir danach besser geht. Immer. Das tolle an dieser Erfahrung ist, dass sie das Zeug hat, den Schweinehund in seine Schranken zu verweisen. Und siehe da, ich stelle mich darauf ein, dass es ungemütlich wird, hole eine Kappe aus dem Schrank, ziehe meine Regenjacke über und los geht’s.

Die kahler werdenden Äste der Bäume spiegeln sich schwarz im silbrigen Nass auf dem Asphalt. Meine Schuhe sind bald nass und meine Socken ebenfalls. Alles durchweicht zusehends. Egal. Ich laufe die Nymphaea-Runde. Am Tierheim kommen mir fleißige Helferinnen entgegen, die die insassigen Hunde Gassi führen. Die Vierbeiner sind angeleint, was mich beruhigt. Als ich an ihnen vorbei renne, schauen sie irgendwie genauso ängstlich zurück wie ich zu ihnen hinunter. Kein Zuckerschlecken so ein Hundeleben hinter Gittern, denke ich mir.

Gerade geht die Straßenbeleuchtung aus und es sind noch nicht viele Menschen unterwegs. Ein entgegenkommender Jogger hebt grüßend die Hand. Noch jemand, den das Wetter nicht abschreckt. Diesmal finde ich den Satz mit den „Harten“ und dem „Garten“ prima.

Teilen:

Weitere Beiträge

#643 aufs Maul geschaut

Cafés und andere gesellige Orte, wie Kneipen, Restaurants, öffentliche Verkehrsmittel, sind geeignet, fernab sozialer Medien, „dem Volk aufs Maul zu

Weiterlesen