Ich jogge eine meiner gewohnten Runden vor meiner Haustür. Sie führt durch unser Wohngebiet, am mehreren Bäckereien, unserem Lieblingsrestaurant, dem italienischen Supermarkt (#180 Zuckerwatte), einer Bushaltestelle, einem Discounter, einem Gymnasium und durch einen kleinen Parkt. Am Landratsamt geht es über eine alte Holzbrücke zum Fluss hinunter. Der Weg schlängelt sich parallel zum Ufer. Ab und zu ist zwischen Wasser und Weg ein bewachsener Grünstreifen, der den Blick auf den Fluss versperrt. Meine Motivation ist ganz passabel, dennoch merke ich, dass mir langweilig wird. Ich kenne hier jeden Stein und Baum.
An meinem Wendepunkt angelangt, versuche ich mich für den Rückweg abzulenken. Da fällt mir der Rettungsring auf, der ein wenig lädiert in seiner Halterung hängt. Wirklich beachtet habe ich die Lebensretter bisher noch nie. Das ist doch eine schöne Abwechslung mal darauf zu achten. Ich frage mich, wie viele es wohl sind. Dabei überschlage ich kurz im Kopf. Viele werden es nicht sein. Schließlich renne ich hier ständig lang. Das wüsste ich, das wäre mir aufgefallen. So blind kann ich gar nicht sein. Ich schließe eine Wette mit mir selber ab und sage: fünf bis vielleicht zehn insgesamt. Also gut, mache ich mir den Spaß und fange mit zählen an. Eins.
Meine Strecke am Fluss, das sind großzügig geschätzt vier Kilometer, überrascht mich im Hinblick auf die Rettungsringe. Sie sind überall. Wie blind war ich? Ich zähle weiter und weiter. Es hört gar nicht auf. Selbst an den Stellen, die durch Büsche und Bäume vom Ufer getrennt sind, auch dort hängen Rettungsringe. Wer soll die benutzen, wenn der Zugang zum Wasser versperrt ist? Könnt ihr das verstehen? Das macht für mich wenig Sinn aber irgendeinen Grund wird es schon haben. Dann kommt schließlich die alte Holzbrücke wieder in Sicht. Kurz davor hängt der letzte. Es ist Nummer dreiundzwanzig.