#312 Schokolade zum Frühstück

Das habe ich eine Ewigkeit nicht mehr gemacht – Schokolade zum Frühstück gegessen. Aber heute ist es soweit. Cappuccino und Schoki, die herrlich zartbitter im Mund schmilzt. Seit jeher mag ich die dunkle am allerliebsten. Je dunkler, desto besser.

Ich stehe in der Küche meiner Großeltern (#155 Sommerkleid). Die Fenster sind vor der Renovierung mit doppelten Rahmen und Glasscheiben ausgestattet. Einmal sehe ich dazwischen, es ist im Schlafzimmer, sogar Eisblumen. Dort ist es immer besonders kalt. Dafür gibt es zwischen Esszimmer und Wohnzimmer, über dem Kohleofen, eine geflieste Öffnung. Darin garen im Winter Bratäpfel in Alufolie und es duftet verführerisch nach Zimt. Das ist wirklich schon lange her und ich kann mich gerade eben noch daran erinnern.

Nun, auf dem Gasherd steht ein kleiner Topf mit Milch und sie ist dabei, Grieß hinein zu rühren. Ich soll ins Zimmer nebenan gehen. Dort, wo mein Opa die Schokolade in einer Schublade aufbewahrt. Ich hole die in schwarze Folie verpackte Herrentafel raus, bringe sie meiner Oma. Dann setze ich mich an den weißen Küchentisch, auf dem eine bunte Plastiktischdecke liegt. An der Anrichte gegenüber hat meine Oma selbstgemachte Nudeln über diverse Holzlöffel zum trocknen aufgehängt. Die gibt es später. Die dazugehörige Hühnersuppe kocht schon auf dem Herd. Ich bekomme derweil Grießbrei zum Frühstück.

Als der Teller mit dem heißen Brei vor mir steht, raspelt sie mit Hilfe einer leicht lädierten Reibe Schokoflöcken darüber. Ich kann nicht genug bekommen, doch irgendwann ist Schluss. Ich tauche meinen kleinen Löffel ein, während die Schokolade langsam schmilzt und achte darauf, nur die oberste Schicht zu erwischen. Bloß nicht zu einem Einheitsbrei verrühren. Das geht, damals wie heute, gar nicht. Ich bin mir sicher, ihr kennt sowas auch. Was jedoch geht und für immer bleibt, ist, dass mir Grießbrei mit Schokolade die Seele wärmt.

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