#325 eine Stunde

Eine Stunde freie Zeit. Was für ein Glück. Zwischen Arbeitsende und Yoga habe ich tatsächlich eine Stunde nichts zu tun. Keine Aufgaben, kein Aufräumen. Alles ist erledigt. Eine Stunde, in der ich mich nicht sinnlos durch den Feierabendverkehr quälen muss. In solchen Augenblicken finde ich Homeoffice klasse. Und niemand ist da, der diese himmlische Ruhe stören könnte. Das ist noch besser. Damit es ruhig bleibt, lege ich mein Handy weit weg. Die Weckfunktion habe ich jedoch vorsichtshalber eingestellt. Ich kenne mich schließlich. Wäre schade, wenn ich die Entspanntheit später durch einen hektischen Aufbruch stören müsste.

Was stelle ich in Anbetracht dieser fantastischen Aussichten mit mir an? Ich greife nach meinem Buch, das ich gerade lese und mache es mir mit einer Wolldecke auf dem Sofa bequem. Vorher habe ich mir noch ein Stückchen dunkle Schokolade aus der Küchenschublade geholt, an der ich erst rumknabbere, um dann den Rest genüsslich im Mund schmelzen zu lassen. Dabei schlage ich die Seiten auf und beginne mit meiner Lektüre.

Ich bin heute Abend alleine. Mein Hausgenosse kommt erst spät heim und deshalb kann ich nach dem Yoga schalten und walten wie ich möchte. Ich habe da auch schon eine Idee, gehe an den Kühlschrank und präpariere mein Abendessen. Es gibt Blätterteigtaschen mit Schinken und Käse.

Das ist das erste Rezept, wenn ich es so nennen darf, das ich als Kind selbständig zubereitet habe. Die Anleitung mit vielen lustigen Bildern, war in einem meiner Bücher abgedruckt. Besonders gelungen sehen meine Taschen heute nicht aus. Aber egal. Ich Schiebe das Backblech in den kalten Ofen. Dort können sie bis nachher warten und mache mich auf dem Weg zum Kurs.

Als ich die erste Tasche anschneide, steigt mir der Duft nach Oregano in die Nase. Ich sauge ihn auf und bin wieder zehn Jahre alt.

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