Draußen leuchtet das Flutlicht über die Sportanlage des hiesigen Fußballvereins und es nieselt sanft. Nebenan befindet sich ein italienisches Restaurant. In diesem haben wir nun Platz genommen und werden, nach guter italienischer Sitte, rührig und aufmerksam vom Kellner umsorgt. Als er sich später als Spanier entpuppt, der nach eigenen Angaben mit einer Polin verheiratet ist, staunen wir nicht schlecht. Wer hätte das gedacht. Wir nicht.
Wir sind zu dritt. Alte Bekannte oder besser Weggefährten, die der Narzissten-Kampf zusammengeschweißt hat. Lagebesprechung. Zwei Jahre später. Die Situation hat sich so entwickelt, wie wir es damals vorhergesagt hatten und so sitzen wir mit gewisser Genugtuung bei Pizza und Pasta und lassen die Vergangenheit Revue passieren.
Wir sind uns nicht fremd, so mein Eindruck. Ein Umstand, der mir besonders aufgrund der Verschiedenheit unserer Charaktere ungewöhnlich erscheint. Wir lachen gemeinsam und scherzen, lassen Politik außen vor und erzählen uns gegenseitig Heldenstories von Kind und Kegel, von Motorrädern und frohlockender Kinderstimme.
Wir schmunzeln bei der Geschichte eines Gruppenmitglieds, das ansetzt von seiner entflammten Liebe zu selbstgebrautem italienischen Espresso zu berichtet. Minutiös ist er und detailverliebt. Enthusiastisch wird uns das Zusammenspiel zwischen Wasserdruck und Milligramm, von Mischverhältnis und Mahlgrad zu den Minuten, nein exakten Sekunden, des Brühvorgangs erklärt. Und alles zu dem Zweck die drei Phasen eben jenes Brühvorgangs perfekt zusammentreffen zu lassen, um ein ausgewogenes Zusammenspiel zwischen Säuren, Aromen und Bitterstoffen aus den pulverisierten Bohnen hervor zu spülen. Faszinierend. Faszinierend mit welch aufrichtiger Hingabe sich unser Kompagnon diesem Thema widmet. Eins noch, das Gekünstel mit dem Milchschaum und den Mustern ist ihm (noch?) suspekt. Naja, vielleicht kriegen wir das später.