#344 Care Paket

Es klingelt an der Tür. Ich öffne dem Paketboten, der mir ein Päckchen in der handlichen Größe S überreicht. Nanu, ich habe gar nichts bestellt. Dann erkenne ich die Handschrift. Es ist recht schwer. Ich brauche nicht nachzudenken, was sein Inhalt sein könnte. Das ist klar wie Kloßbrühe. Das Care Paket ist angekommen. Ein klein wenig habe ich bereits darauf gewartet. Zuverlässig erreicht es mich stets Anfang Dezember. Es kommt aus meiner norddeutschen Heimat.

In der Küche hole ich die Schere aus der Schublade und beginne damit, den Rand aufzuschlitzen. Sehr sorgfältig wurde mit braunem Paketklebeband gearbeitet. Ich hebe den Deckel an und schaue in den Karton. Das gewohnte wie liebgewonnene Bild blickt mir entgegen, beziehungsweise ich in die Ausschnitte der NWdings-Zeitung.

Darauf ist Verlass. Ich bekomme Infos von daheim. Oft sind die Artikel ausgeschnitten oder anderweitig markiert. Ein Potpourri unterschiedlichster Neuigkeiten. Ich freue mich auf die Lektüre und verstaue zuvor den kulinarischen Inhalt im Kühlschrank. Die kalte Jahreszeit kann kommen. Ich bin gewappnet. Ich kenne um mich herum nur eine Person, die meine Liebe zu dieser Spezialität uneingeschränkt teilt und die kommt auch von der Küste. Für hiesige Verhältnisse ist diese Speise zu grobschlächtig. Außerdem heißt sie am Ende auch nichts mit -le.

Dann widme ich mich dem intensiven Studium der Presse. Familienanzeigen finde ich besonders spannend. Wer nennt im Süden der Republik sein Kind schon Oke, Deike, Ebba, Edda oder Knut? Niemand. Eben deshalb lese ich die Zeitung. Vor meinem inneren Auge sehe ich das flache Land mit seinen windschiefen Bäumen, die schnurgeraden Wege zwischen endlosen Feldern über die ein stetiger Wind geht. Rau. Pferde, Kühe und Schafe gibt es zuhauf. Die Häuser sind verklinkert in rot und braun und beige. Große Vorgärten, viel Platz. Weite. Die Weite ist es, die mir hier manchmal fehlt.

#344 Care Paket by dix:Minutes

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