Heute muss ich früh aus der Pofe raus. Hilft alles nichts. Heute ist nämlich Frühsport angesagt. Selbstgewählter Frühsport wohlgemerkt. Wer mich inzwischen kennt, weiß, dass das nicht meine favorisierte Tageszeit ist. Mein Morgen hat eher Blei im Arsch als Gold im Mund. Nur, um die Rednesart zu bemühen. Was könnte es also sein, dass mich so reizt, dass ich auf mein Geschwätz nichts geben und mich aus dem Bett quäle? Ihr vermutet ganz richtig – es ist Schwimmen.
Der Wecker klingelt, ich bin hellwach. Mache mich schnell im Bad fertig, trinke einen Tee uns schon geht es los. Die andere Hälfte meines Haushalts nimmt mich mit. Er kommt auf seinem täglichen Weg an der Schwimmhalle vorbei, die ich heute ausprobieren möchte. Es gibt sie noch nicht lange und ich bin schon ganz gespannt. Aber warum um alles in der Welt muss ich dort zu dieser nachtschlafender Zeit auftauchen, werdet ihr euch sicherlich fragen. Nun, das liegt daran, dass es sehr eingeschränkte öffentliche Badezeiten gibt. Ansonsten trainieren hier die Profis, die Großen.
Es ist noch dunkel, als ich ankomme. Und ich bin nicht die erste. Ganz Unermüdliche sind jetzt bereits mit ihrem Training fertig, packen schon zusammen. Das sind keine Langschläfer, wie ich. Ich löse mein Ticket, steige die breiten Stufen nach oben, ziehe mich um.
Das Bad empfängt mich mit einer großen Weitläufigkeit. Der Morgen schaut durch die hohen Fenster rein. Eine Seite ist von einer Tribüne gesäumt. Ähnlich wie damals im Londoner Aquatic Centre (# 7 zufällig leidenschaftlich). Ich suche mir eine Bahn aus und gleite ins Edelstahlbecken. Herrlich. Wie stets tauche ich die ersten Züge. Das Wasser ist hart und glatt und ganz klar. Ich kann mühelos die fünfzig Meter bis zum anderen Ende unter Wasser schauen. Dann tauche ich auf und beginne mein Training.