Ein weiteres Mal erreicht mich ein Brief in diesem Jahr, um den ich nicht gebeten habe (#154 Post). Also abgesehen von denjenigen, auf die ich entweder keinen Einfluss oder möglicher Weise aus eigener Dummheit heraufbeschwört habe.
Was, schon so spät? Es ist fast wieder dunkel und ich bin mit meiner Tour noch nicht fertig. Heute hört das nicht auf. Leserlich schreiben, Leute, das wäre schön. Was soll das heißen? Ich trete von einem Fuß auf den anderen, die nasse Kälte frisst sich durch meine Jacke und Schuhe. Meine Hände sind klamm. Zum Glück nur noch die paar Straßen hier. Warum ist der Zaun vor der Einfahrt schon wieder zu? Das ist so blöde. Ich stecke meinen Arm und meine Hand zwischen den Stäben hindurch, um am innenliegenden Knauf zu drehen. Wer sich das ausgedacht hat, hat keine Ahnung, wie umständlich das ist. Ich hole die Zustellungen für Haus Nummer dingsdabums heraus. Mist. Wieso gibt es den Namen, der auf dem Briefumschlag steht, hier nicht? Ups, jetzt ist der mir ausversehen mit den anderen Briefen reingerutscht.
Der Irrläufer landet bei mir. Warum auch immer der oder die Briefträger:in meinen Briefkasten ausgewählt hat, weiß ich nicht. Vielleicht, weil darauf vertraut wurde, dass ich schon weiß, was damit zu tun ist. Die Adresse stimmt, nur die Namen sagen mir nichts. Ich halte den Brief in der Hand und bin neugierig. Was da drin steht, kann ich mir um diese Jahreszeit denken. Dennoch, vielleicht auch nicht. Allein die Tatsache der Möglichkeit, dass es sich nicht um eine übliche Weihnachtskarte mit Neujahrsgrüßen handeln könnten, finde ich spannend. Hm, was tun, frage ich mich, obwohl mir meine Antwort klar ist. Ich streiche die Adresse durch, schreibe „unbekannt“ darauf und schicke sie zurück (#119 Briefwechsel). Schließlich gibt es ein Briefgeheimnis. Außerdem, vielleicht ist es wichtig.