Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Die Raunächte sind in vollem Gang. Dabei fällt mir schlagartig ein, dass ich täglich ein Räucherstäbchen anzünden wollte. Nun, das muss ich schnell nachholen. Ich stehe auf und greife in die Tüte mit denen, die ich vor kurzem auf dem Weihnachtsmarkt erstanden habe.
Die ersten beiden Tage habe ich es versäumt, eins anzuzünden und inzwischen weiß ich auch, dass es bestimmte Räuchereien für jeden einzelnen Tag gibt. Natürlich habe ich mich viel zu wenig damit beschäftigt, als dass ich mitsprechen könnte. Nun gut, der Wille zählt und ich versuche ein wenig vom alten Ritus einzufangen. Mir gefällt nämlich der Gedanke dahinter.
Welches soll ich nehmen? Ich schnüffle an den Stäbchen und entscheide mich schließlich für das mit einem roten Stil. Keine Ahnung, welche Duftstoffrichtung das ist. Mal sehen, ob ich es rausbekomme.
Mögen die Kräfte ihres Qualms meine Inspiration schärfen, meine Gedanken klären und mir Mut und Zuversicht schenken. So ungefähr könnte ich es umschreiben. Ihr seht, ich hänge zwischen Ernsthaftigkeit und einer kleine Portion Selbstironie in meinem Time-Loup fest.
Das passiert mir seitdem ich denken kann. Zwischen den Jahren bin ich nicht Fisch und nicht Fleisch. Was war? Was wird kommen? Auf was lege ich meinen Fokus? Was kann ich beenden, zurücklassen, abschließen? Wohin bringt mich mein Weg im nächsten Jahr? Blöd, es gibt mehr Fragen als Antworten.
Das Räucherstäbchen riecht angenehm. Ich kann aber nicht sagen, wonach. Es glimmt vor sich hin. Lässt seine Asche in das darunter liegende Schälchen fallen. Hilft es, wenn ich im Laufe des Abends gleich zwei weitere anzünde, um das, was ich verpasst habe, nachzuholen? Geht das überhaupt? Wahrscheinlich nicht. Es ist typisch für mich, aus vorgeschütztem Zeitmangel Dinge halb zu machen. Somit habe ich meinen ersten guten Vorsatz fürs neue Jahr gefunden.