Es ist frostig kalt und ich bin viel zu früh dran. Die Tore des Opernhauses in der Großstadt sind noch geschlossen. Ich versuche die Kälte, die meine Füße fest im Griff hat, zu ignorieren. Rausgeputzt bin ich. Schick gemacht eben, für meine erste Ballettaufführung. Ja, tatsächlich. Rechtzeitig zum Jahresende gönne ich mir dieses neue Erlebnis.
Neu insofern, als dass ich dieses Mal nicht einem kleinen Mädchen im rosa Tutu und weißer Strumpfhose zuschaue, wie es über den Boden der nächstgelegenen Turnhalle schwebt. Diesmal sind die Großen dran.
Ehrfürchtig betrete ich die heiligen Hallen, in denen Superstars dieser Zunft ihre Durchbrüche feierten. Ursprünglich in ihrem Charme, ist allein die Lokation sehenswert. Im ersten Rang gibt es für Neulinge eine kleine Einführung zur Entstehungsgeschichte, dem Inhalt und den aktuellen Darsteller:innen. Ach, ihr wollt sicherlich wissen, was es gibt, richtig? Es wird tragischromantisch. Es gibt Romeo und Julia.
Nach dem Gang zur Garderobe, wärmt mich ein Sektchen auf. Außerdem nutze ich die Gelegenheit, ein kleines Gedeck für die erste Pause zu organisieren. Sicher ist sicher.
Dann nehme ich im Parkett links Platz. Es wird dunkel und mit den ersten Klängen aus dem Orchestergraben öffnet sich der Vorhang. Es beginnt eine zauberhafte Vorstellung. Die wunderbare Kulisse beeindruckt mich. Auch wenn mir die Handlung bekannt ist, ersetzen mir Körper und Musik die Sprache und ich brauche nichts weiter um zu verstehen, was geschieht. Da mir sportliche Leistungen nicht fremd sind, ziehe ich den Hut vor der, die sich mir hier zeigt. Habt ihr mal probiert eine längere Strecke auf gespitzten Zehenspitzen zu laufen?
Der Fall des Vorhangs läutet die erste Pause ein. Flüchtiges Gemurmel wabert durch das Foyer. Es ist eng und die Schlange lang am Verpflegungstand. Und so erweist es sich als kluger Schachzug, eine kleine Stärkung vorab geordert zu haben.