#365 Silvester

Schwuppdiwupp das Jahr ist rum. Der Qualm des Räucherstäbchens schwebt an meiner Nase vorbei und hüllt mich mit dem Duft nach Patschuli ein. Oder etwas anderes. Das ist auch völlig egal. Das Wort Patschuli hört sich halt einfach lautmalerisch gut an.

Was jedoch nicht egal ist, ist, dass ich gerade beim Verfassen von Text dreihundertfünfundsechzig sitze. Eigentlich sogar Text dreihundertsechsundsechzig, denn ich habe am ersten Januar mit Null begonnen. Aber das nur als kleine Randnotiz. Natürlich überlege ich schon seit einer Weile, was ich an diesem besonderen Tag schreiben könnte. Das passende Foto habe ich bereits vor ein paar Tagen aufgenommen.

Nun, wenn es eine tiefgreifende und wirklich ehrliche Erkenntnis aus einem Jahr dix:Minutes gibt, dann ist es die, dass ich nicht weit vorausplanen kann. Das geht in diesem Format einfach nicht. Mit Vorausplanung meine ich maximal das Zeitfenster zwischen tagsüber und abends. Wenn ich mich meistens hinsetze und schreibe.

Die besten Texte entstehen aus dem Nichts, den banalen Alltagssituationen heraus. Pathetisches funktioniert nicht auf Knopfdruck.

Damit ihr eine kleine Vorstellung vom dem bekommt, was ich meine, hier ein kleiner Outtake von heute: Der Letzte des Jahres ist stets ein guter Tag, ein Resümee zu ziehen. So sitze ich nun an der Vervollständigung meiner Statistik und trage Hashtag, Titel, Bild und Kategorie in eine Tabelle ein. Am Ende sehe ich, dass ich vierundsechzig Texte…halt stopp, das interessiert niemanden.

Dann sausen meine Gedanken umher. Kreisen um Begegnungen im Freibad, auf der Straße, beim Einkaufen. Das Leben ist voll von Kuriositäten. Der Hund, der seinen eigenen Kackbeutel bewacht, das Auto im Loch, die Handtasche im Baum. Sportliche Höhenflüge und Scheitern. Alles ist dabei. Ich erinnre mich, wie ich im letzten Tageslicht, leicht frierend und kaputt an der Holzbank des Campingplatzes in den Pyrenäen sitze und – ja, und was? Schreibe, natürlich.

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