#369 eisige Angelegenheit

„MEX xy von dort nach da hält heute nicht auf Gleis drei, sondern auf Gleis zwei“, lautet die Durchsage. Alle wartenden Fahrgäste nehmen es gelassen, drehen sich um, gehen die paar Schritte zum Bahnsteig gegenüber. Kurze Zeit später erfolgt die Durchsage, dass eben jener Zug heute von Gleis sechs abfährt. Alle Fahrgäste setzen sich in Bewegung. Jetzt muss es schnell gehen, und laufen treppab und treppauf zum angegebenen Abfahrtsort. Ich bin unter ihnen.

Diese kleine sportliche Einlage zum Start in den Tag bringt meinen Körper in Schwung und trotz Kälte und Warterei ist mir nicht kalt. Vorerst. Ich ahne, dass sich das im Laufe des Tages noch ändern wird, denn ich bin heute zum Eisbaden verabredet. Eisbaden für den guten Zweck.

Feuerwehrfahrzeuge säumen die Straße rauf zum Badeort. Als ich eintreffe, ist bereits ordentlich was los. Ganz wohl ist mir nicht. Insgesamt sind ein großer Pool für die Prominenz und mehrere grüne Regentonnen aufgebaut. Eisschollen schwimmen auf den Wasseroberflächen. Aha. Ich gehe in das improvisierte Zelt und ziehe mich, wie die anderen Unerschrockenen, um. Meine Badebegleitung ist mir abhanden gekommen. Im Badeanzug, Schlappen, Pulli und Mütze stehe ich da und halte nach ihr Ausschau. Untenrum ist mir kalt.

Wir stehen an einer Tonne an. Die Personen vor uns halten tapfer durch. Ich bin schwer beeindruckt. Dann sind wir dran. Ich ziehe den Pulli aus, steige zu meinem Begleiter ins Wasser. Sofort meldet sich mein Fluchtinstinkt. Verdammt ist das eisig. Meine vorab bereits kalten Füße spüre ich Sekunden später nicht mehr. Ich versuche in die mich umgebenen Kameras zu lächeln, was mir sehr eingeschränkt gelingt. Lange halte ich es nicht aus, überlasse meinen Platz einem anderen.

Später wärmen mich lächelnde Gesichter, nette Gespräche im Umkleidezelt und der Glühwein wieder auf. Meine Füße brauchen noch ein wenig länger Zeit.

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