#370 im Zug

Wenn ich eine Reise tue…und so weiter. Ich bin unterwegs im ÖPNV (#369 eisige Angelegenheit). Dabei stelle ich fest, dass es eine lange Reise gegenüber einer kurzen nicht zwangsläufig mit sich bringt, illustre Menschen anzutreffen. Diese hier machen Eindruck und meine Fahrt dauert knapp fünfzehn Minuten.

Der Regio hat nur drei Wagen und ist an diesem Samstag voll. Ich ergattere einen der wenigen freien Plätze, klappe den Sitz runter, setze mich. Mein Blick schweift in die Runde und bleibt an einer Schirmmütze mit dem Aufdruck „Satan“ hängen. Das Gesicht darunter sieht mir nicht besonders diabolisch aus. Im breiten schwäbischen Dialekt wird parliert, was der Kombination aus Schriftzug und Mundart einen gewissen Charme verleiht, wie ich finde.

„Möchten Sie sich setzen?“, höre ich eine Frauenstimme fragen. Sie bekommt ein „nein, vielen Dank“ von einer Männerstimme als Antwort. Kurz darauf nähert sich ein Pärchen meinem Sichtfeld von links. Sie ist offensichtlich schwanger. Deshalb die nett gemeinte Frage von der Frau gerade eben, denke ich mir.

Dann halten wir am einzigen Zwischenstopp auf meiner Fahrt. Der nächste Halt ist die Endstation. Das Publikum wechselt. Mir gegenüber nimmt eine Person Platz, die auf dem Kopf eine weiße Mütze mit dem NASA-Symbol trägt. Sie hat offensichtlich eine Affinität zu Kugelschreibern. Jedenfalls sind mindestens acht Stück an der Taille befestigt. Die Stifte ragen beim Sitzen wie Stacheln hervor.

Dann kommt die Durchsage des Lokführers. Alle Reisenden hören zu. Die Einmaligen und Vielfahrenden, die Normalos, Exzeptionellen, Vielsprechenden, Einheimischen, Fremden und Haustiere. Zunächst gibt es das Übliche. Dann redet sich die Stimme in Form, überschlägt sich geradezu mit Informationen für uns Insassen. Der sächsische Mundschlag ist nicht zu überhören. Die Stimme macht die Ansagen freundlich, sachkundig und mit augenzwinkerndem Humor. Schöne Idee. Ich schaue in viele entspannte Gesichter, trage ebenfalls ein Lächeln auf meinen Lippen.

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