Der Wecker klingelt und ich starte, wie immer, in den Tag. Nach einer angemessenen Aufwachzeit, schäle ich mich aus dem warmen Plümo, gehe ins Bad, mache mich fertig. Das Übliche halt. Der übliche Trott. Danach gibt es ein schnelles Frühstück und der Tag beginnt.
Halt stopp. Ich mache mich nicht einfach nur ‚fertig‘, nein. Ich erledige meine ‚Morgenroutine‘. Das hört sich gleich viel besser an, als ‚fertig machen‘. Vielleicht. Oder ist es nur ein hochtrabendes Wort für eine simple Notwendigkeit? Da sind die Geschmäcker bestimmt ganz unterschiedlich. Im hiesigen Sprachgebrauch hat das Prozedere eine völlig andere Bezeichnung. Hier wird von ‚richten‘ gesprochen.
Egal, wie ich es umschreibe: ‚fertig machen‘, ‚richten‘ oder ‚Morgenroutine‘, beinhaltet es doch profane Tätigkeiten. Aufstehen, Pipi machen, Zähne putzen, waschen oder duschen, anziehen, Haare kämmen, Styling, parfümieren. Das kennt ihr so oder so ähnlich bestimmt auch, oder?
Von der äußeren Fürsorge richtet sich mein Augenmerk auf die innere. Es gibt dann Tee oder Kaffee, ein kleines Frühstück. Je nachdem, was mein Hunger sagt und wie viel Zeit mir bleibt. Fertig.
Zeitung lesen und oder Social Media checken gehören im weitesten Sinne zum täglichen Ablauf hinzu wie Betten machen, Lüften oder Kleinigkeiten aufräumen. Jedenfalls bei mir. Der Aussage meiner anderen Haushaltshälfte nach, beschreibt der Ausdruck ‚gerichtet zu sein‘, den Zustand, in dem ich anständig (gefahrlos?) das Haus verlassen kann.
Heute ist es anders. Nichts ist ‚gefahrlos‘. Im Gegenteil. In dem Moment, in dem ich das Haus verlasse, ist mein Trott durchbrochen. Warum, fragt ihr euch? Der Gehweg ist spiegelglatt. Das gab es lange nicht mehr. Alles ist mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Die ganze Aufbrezelei meiner Morgenroutine wird in dem Augenblick zunichte gemacht, in dem ich schleppend-schlurfend über den Bürgersteig watschle in dem Bestreben, mich nicht auf die Nase zu legen. Wenigstens bin ich jetzt hellwach.