#383 alles Käse

Mir scheint, als bereite es ein immenses Vergnügen, Käse zu kaufen und zu verkaufen. Jedenfalls bei uns auf dem Markt. Erwartungsvoll stehen alle potentiellen Käuferinnen und Käufer in einer langen Schlange geduldig vor dem kleinen Stand an. Genauso wie ich auch. Auch ich habe mich mit meiner Einkaufsbegleitung hinten angestellt. Wir reden über dies und das und was wir noch erledigen möchten, während wir in der Reihe langsam zum Ort des Entertainments vorrücken.

Umringt von Körben aus denen Karottengrün, Orangen und Mandarinen oder die Köpfchen einiger Schnittblumen herausragen, fühle ich mich ohne diese Utensilien in der Hand fast ein wenig nackt. Über unsere Köpfe hinweg wird gesprochen. Mir scheint es, dass sich hier viele Bekannte zum Schwätzchen treffen. Vielleicht sogar verabreden. Alle warten voller Spannung darauf, endlich dran zu sein. Der gesprächige Verkäufer bringt währenddessen seine Anekdoten, Witzle, kleinen Foppereien an den Mann oder die Frau.

Mir ist das ein wenig zu viel des Guten, aber der Käsequalität tut das keinen Abriss. Also höre ich mit halben Ohr hin, wie die Dame vor mir mit großem Trara bedient wird. Ihr scheint es zu gefallen und das ist die Hauptsache. Munter redet sie drauf los. Nicht nur mit dem Käseverkäufer, sondern ebenfalls mit den Herrschaften hinter uns. „Das macht der immer mit mir“, ist eine ihrer Anmerkungen, die sie in die Richtung ihrer Bekannten tätigt.

Dann bin ich an der Reihe. Sachlich und ausgesucht freundlich gebe ich meine Bestellung auf. So hat er kurz Pause und kann gleich nach mir wieder zur Hochform auflaufen. Aufmerksamkeit ist schließlich gut fürs Geschäft. Das ist spätestens seit einer gewissen Frau Antje aus Holland kein Geheimnis mehr. Und übrigens, wie sollte es bei mir als Rheinländerin anders sein, war auch ich als Kind zu Karneval mal als eben jene bekannte Käseverkäuferin verkleidet.

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