Jetzt, am Abend, liegt dieselbe Kreuzung wie heute Morgen wieder – oder immer noch? – im Nebel. Sein Schleier ist nicht ganz so dicht und es mutet vielleicht nicht ganz so mystisch an, aber immerhin. Einen Fetzen Blau erahne ich hinter dem Nebel am hohen Himmel. In weiterer Entfernung, auf dem Hügel, unter den kahlen Ästen der dort vereinzelt stehenden Bäumen, bewegen sich Menschen wie Schattenrisse. Es erinnert mich an die ersten bewegten Bilder auf Zelluloid, oder die der Camera obscura.

Mir ist kalt. Die Sitzheizung läuft zwar aber meine Hose ist für die kalte Witterung zu dünn, wie ich feststellen muss. Ich hätte es mir denken können. Habe es bestimmt auch. Allerdings habe ich es versäumt, heute Früh an dieser Stelle richtig nachzudenken. Außer ein wenig Kälte unten herum, ist nichts passiert. Also egal.

Außerdem bin ich müde. Das hin und her ruckeln meines Fahrzeuges wiegt mich sanft. Ich habe es gleich geschafft. Muss nur den Hügel hinabfahren. Dann bin ich zuhause. Auf dem gegenüberliegenden Berg reflektieren einzelne Sonnenstrahlen, die es durch den Nebel schaffen, an den glatten Oberflächen der Häuser. Gebündelt werden ihre Strahlen von dort zurück geworfen. Es hat den Anschein, als würden Sterne aufblitzen. Oder, weniger romantisch, Scheinwerfer ihre Lichter anschalten.

Beim gemächlichen Herabrollen im stopp and go vor der Ampel an der Brücke, überlege ich, welche Handgriffe ich gleich erledigen möchte. Erledigen, bevor ich mir eine kleine Auszeit auf dem Sofa gönne. Wäsche aus dem Trockner nehmen, eine weitere Maschine anschmeißen. Frische Handtücher verteilen, Abendessen vorbereiten. Sporttasche aus dem Schrank holen.

Was wohl diese Woche alles passiert, habe ich mich heute Morgen gefragt. Nun, der erste Tag der Woche ist fast rum. Ich ermahne mich selber, nicht dem Verstreichen zuzuschauen, sondern jede Minute, egal wie, zu erleben. Von Zeit zu Zeit, muss die Erinnerung sein.

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