Die tiefstehende Sonne leuchtet mir beim Auffahren auf die Autobahn ins Gesicht. Ich klappe die in diesem Fall vorgesehene Sonnenblende runter und setze mich aufrecht auf meinen Sitz. Dabei stelle ich fest, dass meine Windschutzscheibe leidlich sauber ist. Staub und leichte Schlieren werden sichtbar. Sie lassen mich etwas langsamer machen und folglich ausreichend Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug halten. Gleich bin ich um die Schleife rum.
Gemächlich tuckere ich, die Sonne steht mir nun im Rücken, hinter „TÜ-TE“ her. Was das anbelangt ist der Kreativität hierzulande kaum Grenzen gesetzt. Im überwiegend weißen, silbrigen und schwarzen Einheitsfarbton der meisten Fahrzeuge, ist wenigstens die Beschilderung Zeuge der Individualität (#310 Ziehharmonika). „Tüte“ jedenfalls ist ein großer, fensterloser weißer Sprinter. Ich habe ungerne Fahrzeuge vor mir, durch die ich nicht durchschauen kann, bin aber aktuell zu faul zum Überholen.
Dafür fahren „Jan“ und „Kevin“ an mir vorbei. Jedenfalls stehen diese Namen auf den bereits verblassten Aufklebern unten rechts auf der Rückscheibe. Das Kennzeichen schließlich gibt weitere Auskunft zum Nachwuchs. „J“ und „K“ lauten die beiden mittleren Buchstaben. Die dazugehörende Zahlenkombi ist eins, vier, eins, sechs. Allerdings, der große Hype, den es bezüglich der Nachwuchsnamen auf Heckklappen mal gab, scheint abgeklungen zu sein. Überhaupt machen mir alle Wagen, denen ich begegne, einen cleanen Eindruck.
Ich sehe wenige Fahrzeuge mit Aufklebern. Abgesehen von denen, die das Tempo der LKWs anzeigen. Der Trend geht eindeutig hin zu gewagteren Farben. Ich sehe blaue, rote, grüne Fahrzeuge. So bunt war es lange nicht mehr.
Alles hat seine Zeit. Genauso wie die Kombination aus Wackeldackel, Kissen und Klopapierrolle nebst gehäkeltem Überzug. Zu finden vorzugsweise auf Hutablagen von Limousinen der gehobenen Klasse. Mitsamt zerknülltem Papier habe ich das kürzlich in der nostalgischen Abteilung eines Automobilmuseums bestaunt. Meinen Eltern bin ich heute dankbar dafür, dass sie uns diese Peinlichkeit erspart haben.