#401 farbenfroh

Ich atme auf. Langsam verliert sich die frühe schwarze Nacht am Nachmittag nach hinten raus und ich schaffe es, meinen Heimweg bei Helligkeit anzutreten. Nun Helligkeit ist etwas übertrieben. Es dämmert. Aber es ist nicht mehr stockfinster, wie es vor zwei, drei Wochen der Fall war. Langsam wird es besser. Der Tag erkämpft sich seine Zeit zurück. In ein paar Wochen ist mit der Zeitumstellung noch mehr davon übrig. Herrlich ist es, wenn meine Tagesaufgaben erledigt sind und ich länger draußen bleiben kann. Es hell ist und ich aktiv.

Wahrscheinlich springt mir aus diesem Grund das bunte Plakat an der Litfaßsäule in die Augen. Ich fotografiere daraus schnell eine farbenfrohe Ecke. Als kleinen Vorboten für den Frühling gewissermaßen. Wer freut sich nicht auf den Frühling? Ich kenne niemanden. Ich will dem Winter, der kalten, dunklen Jahreszeit gar nicht zu nahe treten. Im Gegenteil. Stille und Heimlichkeit empfinde ich beruhigend. Bei mir zuhause bin ich gerne in der Dunkelheit unterwegs.

Ein Lichtschein verirrt sich immer von irgendwo in unsere Wohnung. Ich brauche nachts kein Licht anzuschalten, um mich gefahrlos durch meine vier Wände zu manövrieren. Komme also gut ohne weitere Lichtquelle aus. Harte Konturen verschwimmen, werden weicher. Alles sieht friedlich aus. Anders schön als am Tag aber eben auch schön. Das hat eine friedliche Wirkung auf mich. Als Kind schon mochte ich es so. Ich kann mich jedenfalls nicht dran erinnern, dass es jemals anders war.

Auf der anderen Seite finde ich nichts großartiger, als lange, helle, warme Tage. Tage, an denen ich mich mehr draußen als drinnen aufhalte. Im Sommer bin ich ein Draußenmensch, ganz klar. Hätte ich die Möglichkeit, würde ich womöglich meine Nächte im Freien verbringen. Bedenke ich diese Ambivalenz in mir, sehe ich Yin und Yang. Ohne Schatten, hat Licht keine Bedeutung und anders herum.

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