#412 achtzig Prozent

Achtzig Prozent ist eine magische Zahl. Magisch in der Betrachtung von Aufwand und Ergebnis. Viele von euch werden die achtzig Prozent als Maßangabe, ebenso wie ich, mit dem Pareto-Prinzip in Verbindung bringen. Kurz gefasst beschreibt es die Anstrengung, die notwendig ist, zu einem Ziel mit einem überschaubaren Aufwand zu gelangen. Um jedoch Perfektion, also einhundert Prozent, zu erreichen, sind oftmals die letzten zwanzig Prozent viel schwerer, als die bereits erreichten achtzig. An diesem Punkt kommt es nun darauf an, abzuwägen. Lohnt sich der zusätzliche Aufwand oder nicht? Habe ich ein bestmögliches Ziel schon erreicht? Die Beantwortung dieser Frage ist diffizil. Heute allerdings muss ich mich damit nicht beschäftigen, denn heute darf ich die magische Zahl nicht überschreiten.

Nun, meine Aufgabe ist es, ausdrücklich nicht über achtzig Prozent zu trainieren. Die euch bekannte andere Hälfte meines Haushalts hat diese Marschrichtung zu meiner Zielerreichung: Teilnahme am Halbmarathon Ende Mai, formuliert. Nach dem Rüffel letzte Woche (#406 Fundsachen) will ich jetzt Lernfähigkeit signalisieren und laufe sehr, sehr langsam. Das ist nicht weiter schwer, denn ich bin nicht auf dem Laufband, sondern draußen am Fluss unterwegs.

Es nieselt vereinzelt Schneeflöckchen und mein Atem kondensiert an der Luft. Meine kalten Finger verstecke ich in den langen Ärmeln meiner Laufjacke und ich ziehe die Mütze tief in die Stirn. ‚Champions werden im Winter gemacht‘, höre ich mir stets an, seufze bei diesem Gedanken innerlich und gebe mein Bestes. Ich schaffe es, die Vorgabe meinen Plusschlags bei achtzig Prozent seiner Leistung zu halten und werde anschließend gelobt. Das motiviert für nächste Woche.
Bei Tee und Quarkkuchen verbringe ich den Rest des Sonntags gemütlich auf dem Sofa und am Schreibtisch. Noch was, ich bin, wie so oft, auch diese Mal fasziniert von der Tatsache, wie Sport und Schreiben mein inneres Gleichgewicht herzustellen im Stande sind.

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