Selbst oder gerade von oben betrachtet, hat es den Anschein, als würde sich die Welt um mich herum schneller drehen, sich rasant verändern. Wenn ich auf meiner Wolke sitze und meine Heimat anschaue, versinkt ein großer Teil in einem blauen Meer. Weggespült sind Land und Leute. Vom Klimawandel dahin gerafft? Ich kann es nicht genau erkennen, ich bin zu weit weg. Die Konturen meines Kontinents scheint der Ozean verschlungen zu haben. Viele Länder sehen bereits anders aus als früher. Aus der Ferne erinnert mich der Anblick ein bisschen an einen Hollywoodstreifen der Neunziger Jahre. In dem war Land rar, verschwunden gar und eine Tomatenpflanze spielte eine wichtige Rolle.
Ich liege wach im Bett und sehe dem Licht zu, wie es durch die Ritzen der Jalousie ins Zimmer fällt. Ich habe das Gefühl, als ob mich etwas bedrückt. Kürzlich habe ich mir über verpasste Chancen Gedanken gemacht, jetzt mache ich es ebenfalls und frage mich, was ich tun kann. Ich möchte in keinem Land leben, in dem ich mich nur schwimmend über Wasser halten kann. In dem ich jeden festen Boden unter den Füßen verliere, weil es anderen gefällt. Also muss ich mich bewegen. Muss aufstehen, meine Komfortzone verlassen, es als Herausforderung sehen. Sollte ich versucht werden, jemand anderem die Schuld an meinem Dilemma zu geben, wird es schwierig. Schließlich lautet die alte Gleichung: Schuld ist gleich Macht. Wem ich die Schuld an meinen Verhältnissen gebe, hat Macht über mich. Das macht mich passiv. Ich werde zum Opfer. Das ist das letzte, was ich will.
Aber was passt zu mir (#409 sprachlos)? Graswurzeln fällt mir spontan ein. Aufpassen und den Mund aufmachen, wenn die Wahrheit verdreht, Parolen geschwungen und Stammtischredner mit dem Finger auf andere zeigen. Leider gibt es auf komplexe Fragen nie einfache Lösungen. Das wäre zu schön.
#graswurzelngegenrechts