Natürlich ist das, was ihr auf dem Foto seht, kein Gruß aus der Küche. Klaro. Das hört sich halt nur besser an. Diese distinguierte Redewendung aus feinen Restaurants. Vornehm, lege ich dann die gestärkte Stoffserviette huldvoll auf den Schoß. Selbstverständlich ist der Gruß unglaublich lecker und ich genieße den Appetizer ausgiebig in der Hoffnung, dass da noch genug nach kommt und nippe am Wein. Ein Hauch von Eleganz, mit abgespreiztem kleinen Finger. Leise Klaviermusik begleitet uns aus dem Hintergrund. Auf der blütenweißen Tischwäsche stehen polierte Gläser, liegt viel glänzendes Besteck, brennt eine Kerze. Oh, entschuldigt bitte, ich habe mich hinreißen lassen ob der Begrifflichkeit. Weniger Chichi kann erfahrungsgemäß auch sehr gut schmecken. Das ist immer eine Frage der Sichtweise. Macht manchmal Spaß und ist manchmal überflüssig. Doch zurück zum Thema.
Bestimmt habt ihr längst erraten, was ich meine. Ich habe mir schlicht einen Gruß vom Wochenmarkt mitgenommen. Eingepackt in Zeitungspapier trage ich die bunten Tulpen heim. Die orangefarbene Gerbera gab es als Dreingabe. Der Appetithappen gewissermaßen – Zwinkersmiley. Da hüpft das Herz hoch, bei einem solch schönen Anblick. Endlich wird es Frühling, endlich kommt wieder Farbe ins triste Einheitsgrau. Die Natur erfindet sich jedes Jahr aufs Neue. Kraftvoll und in den schönsten Farben. Das finde ich, besonders in diesen Zeiten, einigermaßen tröstlich. Es gibt eine Macht, die größer ist als das, was wir uns ausmalen können. Aber ich möchte jetzt keinesfalls philosophisch werden oder gar melancholisch. Nein.
Die Blümchen stehen mittlerweile gut versorgt in einer Vase auf dem Esstisch. Im Garten steht auch schon alles in den Startlöchern. Kornelkirsche und Blutpflaume sind bei mir die ersten Bäume, die blühen. Es dauert nicht mehr lange, bis der Rest nachzieht. Gänseblümchen recken ihre Köpfe. Die Amsel hat mit dem Nestbau im Efeu begonnen. So kann es weiter gehen.