#448 schwarze Socken

Es hat sich ein wenig Wäsche angehäuft. Wäsche, die sauber gewaschen und getrocknet jetzt auf ihr Return in den Schrank wartet. Mir ist die Tätigkeit heute ganz willkommen, kann ich doch mit ihr gemütlich in den Feierabend gleiten. Bunt-, Sport-, Kochwäsche will zusammen gelegt werden. Früher, es ist eine Ewigkeit her, habe ich viel mehr gebügelt als heute. So ziemlich alles, um genau zu sein. Diesen Arbeitsschritt lasse ich nun aus. Erstaunlich, es passiert nichts, wenn ich es beim überwiegenden Teil meiner Wäsche einfach nicht tue.

Ordentlich zusammengelegt und ein paarmal feste drüber gestrichen, tut es auch. Nach zwei Minuten tragen, sind fast alle Knitterfalten verschwunden. Was habe ich damit meine Zeit verschwendet. Mindestens einmal wöchentlich stand nach einem vollen Tag mit Familien-Care-Arbeit, Büro, Kochen, Einkaufen das Bügeln auf dem Programm.

Bis spät in den Abend hinein, stand ich an diesem Tagen umringt von vollen Körben, Bügelbrett, Dampfbügeleisen hinterm Sofa. Einen langen Tag habe ich dann in den Beinen gespürt. Währenddessen lagen andere Hausbewohner bequem auf selbigem, die Fernbedienung in der Hand. Komisch, zu diesem Zeitpunkt habe ich Sinn und Zweck nie hinterfragt.

Auf diese Weise sind viele Jahren meines Lebens verstrichen. Beim joggen habe ich mir mal ausgerechnet, wie viel Zeit ich alleine nur mit Oberhemdenbügeln verbracht habe. Zweitausendzweihundertfünfzig. Umgerechnet in einen acht Stunden Arbeitstag, war ich folglich einen ganzen Monat gut beschäftigt. Wie viel ich damit verdient hätte, habe ich mich damals gefragt. Ach, lassen wir das. Die Zeiten sind passé.

Jetzt besteht meine größte Herausforderung darin, eine schwarze Socke zur passenden anderen Hälfte zu finden. Natürlich bleibt eine übrig. Die kommt lose in die Sockenschublade. Ein bis zweimal pro Jahr suche ich dann alle einsamen Socken zusammen und freue mich über jedes gefundene Doppel. Manchmal ist es unglaublich einfach, glücklich zu werden.

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