‚Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt‘. So oder so ähnlich heißt es in der geflügelten Redensart, die wir alle kennen. Doch was bedeutet sie tatsächlich? Schnell fällt mir dabei der Haken an der Sache ein. Schließlich muss gedanklich Vorgenommenes in die Realität überführt werden. Träumen ist einfach. Träumen ist gut, richtig und schön. Ich kann problemlos der Held oder die Heldin meiner eigenen Fantasie sein. Kann Berge versetzen, Gutes tun. Möchte ich mich allerdings auf den Weg machen, will ich mich verändern, will ich vorankommen, etwas erleben oder was auch immer, dann muss ich anfangen, es zu tun. Physisch.
Mein Haken trägt ein zotteliges Fell und schaut mich aus treuen Augen versonnen an. Groß und behäbig hat er es sich auf meiner Türschwelle bequem gemacht. Lässt mich einfach nicht raus. Knurrt mich sogar böse an und bleckt die Zähne. Mein innerer Schweinehund. Ihr kennt ihn bereits. Der lässt sich nicht leicht überwinden.
Flapsig formuliert: es ist supereinfach, schnell mal eben was daher zu labern. Das kann ich gut. Wer kann das nicht? Wenn es mir wirklich wichtig ist, trickse ich meinen Schweinehund damit aus, indem ich mein eigenes Dahergerede dafür benutze, mich selber unter Druck zu setzen. Das hilft mir, meinen Hintern hoch zu bekommen. Den ersten Schritt zu tun. Auf diese Weise bietet mein Ehrgeiz meinem Schweinehund Paroli.
Also riskiere ich gerne etwas und riskiere auch ein Scheitern. Das ist nicht schön. Ich habe manche Wunde geleckt und manche Narbe davon getragen. Aber, und das finde ich wesentlich, habe ich den Respekt vor mir selber nicht verloren. Natürlich war nicht alles klug. Im Nachhinein bin ich schlauer. Das ist jeder. Jedoch kann ich damit leben und das zählt für mich. Über vergossene Milch brauche ich mich nicht aufzuregen. Über verpasste Chancen sehr wohl.
