Ich bin wieder da. Im Stadion unterm Fernsehturm. Diesmal bei bestem Wetter (#82 nebensächlich). Der Fanblock hat sein Liedrepertoire ausgepackt, schwenkt Fahnen, heizt Spielern und Zuschauern ein.

Die Gegner sind gut drauf, fordern die Blauen ordentlich. Bald gibt es Tor um Tor. Erst führen die Gäste, dann gleicht die Heimmannschaft aus. Dann wieder die Gäste und der erneute Ausgleich. Dann passiert es. Dusel. Das Quäntchen Glück, das es braucht, um den Sieg davon zu tragen. Die Stadionfanfaren ertönen. Spieler und Trainer jubeln, als der Schiri kurz nach dem Siegtreffer das Spiel abpfeift.

Die andere Hälfte meines Haushalts und ich treten den Rückweg an. Während wir auf unsere S-Bahn warten, kommt ein alter Mann aus dem Nichts, mischt sich in unser Gespräch ein. Er ist groß und schlank. Dreitagebart, Watte in den Ohren und Mütze auf dem Kopf. Seine Klamotten sind abgetragen. Spontan hake ich ihn gedanklich als komischen Vogel ab. Er redet völlig selbstverständlich drauf los. Wir lassen ihn gewähren. Hören zu, was er zu sagen hat.

Natürlich spricht er über das Spiel. Freut sich über den Sieg. Berichtet uns, dass er die Spieler mental coacht. Dass er sich dafür jedes Jahr aufs Neue als Mentalcoach bewirbt. Hat sämtliche Namen der Vereinsspitze parat und kennt angeblich alle Spieler. Einzeln mit ihnen spricht, sie coacht, sie so fit macht. Der Sieg folglich auch sein Verdienst ist.

Munter plappert er weiter. Erzählt, dass er Schwimmer war. Weiß, wie wichtig der Kopf fürs Gewinnen ist. Er steigt mit uns in die Bahn. Redet weiter. Sagt von sich, er stamme aus Brasilien. Als Schwimmer war er ein guter Starter, was er auf sein Jugend zurück führt. In Brasilien wurde scharf geschossen und er musste sofort in Deckung gehen. Was Wirklichkeit und Fiktion ist, kann ich nicht beurteilen. Spannend war es, ihm zuzuhören.

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