#467 Nightclub

Sechs Fraumann hoch stehen wir vorm Club in Stuttdings Mitte. Club Zentral, passender Name. Wir sind gespannt, was uns erwartet. Klein ist es, gemütlich. Ein gemischtes Publikum steht vorm Tresen nach Getränken an. Freundliche Gesichter wohin ich schaue. Der Club grenzt an ein Jugendhaus. Wir alle fühlen uns in die Achtziger zurück katapultiert, als Orte wie dieser zu unseren Favoriten gehörten. Tischkicker und ein abgewetztes Sofa würden wir in diesem Räumlichkeiten bestimmt auftreiben können. Überm Tresen läuft ein Ticker, der abwechselnd die nächsten Events ankündigt und verspricht, dass es sich hier um Kulturveranstaltungen aller Art handelt.

Wir haben Karten für ein Konzert. Ich frage die andere Hälfte meines Haushalts, ob er hier schon aufgetreten ist. Er verneint dies, fügt aber großspurig hinzu, dass ihre Etablissements größer waren, als dieses hier. Angeblich. Nun, das kann ich nicht beurteilen und glaube ihm einfach. Es wird ein schöner Abend mit wirklich guter Musik. Die Jungs auf der Bühne, sie kommen aus GB, stehen nach dem Konzert locker mit den Zuschauern beisammen, trinken was, unterhalten sich. Mir fällt auf, dass niemand pöbelt oder blöd drauf ist. Liegt vielleicht an den vielen „FCK NZS“ Aufklebern, die ich entdecke. Schlimm genug, dass es die überhaupt gibt. Beide meine ich.

Auf dem Heimweg in der S-Bahn kommt zum gelungenen Abend ein ungewöhnlicher Abspann hinzu. Vier Jugendliche steigen ein. Einem geht es offensichtlich schlecht. Er schwankt leicht. Schnell wird klar, ihm ist übel. Einer seiner Kumpels hat ihn mit einer gelbem M-Papiertüte ausgestattet, bugsiert ihn auf einen freien Sitz, redet ihm gut zu. Die anderen futtern selenruhig ihre Nuggets weiter, amüsieren sich. Ich bin nun endgültig im Blockbuster Jugendhaus 4ever angekommen. Was mir gefällt ist, dass es einen gibt, der Verantwortung übernimmt während einer dazu nicht mehr in der Lage ist oder andere dies nicht wollen.

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