Sonntag, wieder ein Sonntag mit einer kleinen Trainingseinheit. Diesmal bei Nieselregen. Nach dem Frühstück stehen die andere Hälfte meines Haushalts und ich am Fenster und schauen raus. Was machen wir?, ist die Frage. Fitnessstudio oder draußen joggen? Immer diese Entscheidungen. Ich werde nach meinen Wünschen gefragt, er würde sich mir anpassen. Auch das noch. Ich erwidere, dass meine Trainingsambition gerade eine größere Diskussion mit dem Schweinehund führt. Schließlich entscheide ich mich für draußen joggen.
Es ist angenehm an der frischen Luft. Die Temperatur ist lauwarm und ein wenig Nässe von oben ist beim Joggen sogar ganz angenehm. Die ersten zwei Kilometer laufen wir gemeinsam, dann verabschiedet er sich, legt einen Gang zu. Ich trotte weiter. Nachdem mich meine Adduktoren diese Woche gezwickt haben, möchte ich kein Risiko eingehen (ein überzeugendes Argument).
Am Neckardings weht der Wind weiße Blütenblätter von den Büschen auf den Weg vor mir. Schnee im Frühling, denke ich und höre dem Gepiepe der Vögel zu. Es ist leer. Ich laufe vor mich hin, schaue ab und zu auf meine Uhr, damit ich bloß nicht zu schnell unterwegs bin. Gedanklich bin ich bei einem meiner nächsten Texte. Satz reiht sich an Satz und ich freue mich aufs Schreiben.
Zum Schluss meiner Runde beschließe ich einen kleinen Abstecher zu machen, meiner gewohnten Runde ein paar Meter mehr hinzu zu fügen. Dabei komme ich an einem Kanalrohr vorbei, das hier in den Fluss mündet. Aus den Augenwinkeln sehe ich einen Reiher, der sich in die Röhre begibt. Zunächst laufe ich weiter, drehe dann doch um, um mir das genau anzuschauen. Tatsächlich, da steht er, in der Röhre. Ist er auf Beutezug? Einen Vogel freiwillig in diese Umgebung vorzufinden, hätte ich nicht vermutet. Doch er belehrt mich eines Besseren, scheint völlig zufrieden entspannt durchs flache Wasser zu waten. Sowas.