#475 auf der Autobahn

Heute sind wir zu viert zurück von Nord nach Süd unterwegs. Einmal quer durch die Republik. Die Autobahn windet sich durch die Landschaft. Schlängelt sich bergauf und bergab. Es ruckelt und wackelt. Mein Tablet auf dem Schoß wackelt ebenfalls hin und her, hopst auf und ab. Eine motorische Herausforderung mit Stift und Finger die Punkte auf dem Display zu treffen, die ich möchte.

Gerade füllt sich das Innere unseres Wagens mehr und mehr auf dieselbe Weise, wie ich es aus meinem und anderen Kinderzimmern kenne. Zugegeben, wir haben mehr Gepäck dabei, als auf der Hinfahrt. Trotzdem. Leere Getränke und andere Verpackungen wechseln sich mit herumfliegendem Allerlei aus Taschen und Rucksäcken ab. Alles im Laufe der Reise zur eigenen Bequemlichkeit hervorgezogen. Einzig die Krümel auf den Sitzpolstern sowie die Kindermusikbeschallung fehlen. Würde unsere Fahrt noch länger dauern, kämen zumindest die Krümel hinzu.

Zur Zeit hat ein bekannter Hase Namens Stups Konjunktur. Dessen Streiche sind mir erst gestern wieder ins Gedächtnis gerufen worden. Eine kleine, helle Kinderstimme hat mir sein Lied inbrünstig vorgesungen. Ein echter Ohrwurm, wie ich erneut feststelle. Ich versuche mich abzulenken, schaue aus dem Fenster.

Bei bestem Wetter kommen wir flott voran. Das Navi führt uns auf einer anderen Strecke als gewohnt, schenkt uns neue Einblicke ins Landesinnere. Junges, frisches Grün wechselt sich mit gelbblühenden Rapsfeldern ab. Am Horizont ein Hügelkamm mit wie an der Schnur gezogenen Laubbäume darauf. Jeder einzelne in wunderbarer Pracht, wie es nur die Natur hinbekommt, wenn wir Menschen uns nicht einmischen. Und dazwischen? Dazwischen, ich bin erschrocken, gibt es Bäume und Wälder, die tot sind. Wie verbrannt stehen sie da. Kahl. Keine grünen Spitzen. An den Ästen, am Boden nicht ein grünes Blättchen. Welch ein Kontrast. Das fühlt sich irgendwie schmerzhaft an. Sollte nicht jetzt alles mit Leben erfüllt sein?

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