Ich lebe in einer Bubble. Ich lebe immer mehr in einer schillernden Luftblase, die mir meine Welt so macht, wie sie mir gefällt. Sie schließt mich ein und umhüllt mich. Sie beschützt mich. Grandios. Ich bekomme ständig gesagt, was ich will und was mir gefällt. Interessiere ich mich beispielweise digital für Zimmerpflanzen, kann ich sicher sein, dass der Algorithmus mir demnächst Produkte rund um Zimmerpflanzen anzeigt. Interessiere ich mich für Esstischlampen, passiert selbiges und plane ich meinen Urlaub, hat das Buchungsportal neue Lieblingsreiseziele für mich, von denen ich bisher noch gar keine Ahnung hatte. Das muss nicht nur negativ sein – spooky ist es allemal.

Mein Mindset ist darauf getrimmt. Kaufentscheidungen sind da wahrscheinlich das geringste Übel solange sie meine Entscheidungen bleiben – aber ist das tatsächlich so? Was passiert beispielsweise, wenn ich aus irgendeinem Grund meinen Lebenswandel sofort verändern will oder gar muss und mit meinem Social Content aber noch in meiner Bubble festsitze? Wird das funktionieren?

Der Sättigungsgrad einer jeden Ansicht wird dichter und ein Entkommen gelingt immer weniger. Das ist kein Geheimnis und passiert bei uns allen. Im Kontext bedeutetes es wohl, dass es hier Anleitungen braucht, um der Bubble zu entkommen. Am düsteren Ende dieses Szenarios stehen (nicht nur) harmlose Clustermenschen: die Sportskanonen, die Diäties, die Kochwütigen, die Naturbelassenen, die Bastelfans, die Katzenvideoliebenden und so fort. Bedeutet im Endeffekt, dass ich erst mein Surfverhalten ändern muss, damit ich mein Leben ändern kann? Passiert es parallel? Könnte sein, solange der Veränderungswunsch aus mir herauskommt und mir nicht durch meinen Algorithmus vorgeschlagen wird, ist es vielleicht noch nicht zu spät. Vielleicht ist dann noch alles gut. Vielleicht. Oder – gib mir doch einfach eine Nadel!

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