„Ich bin für alles offen“. Dieser Satz schallt mir oft entgegen, wenn ich nach besonderen Wünschen oder der eigenen Meinung eine mir sehr nahestehende Person frage. Gut, denke ich mir und bin nicht sicher, was ich damit anfangen soll. Ist es ihr wirklich egal oder möchte sie mich nicht mit ihren Bedürfnissen behelligen? Beides ist möglich. Weil wir diese Person gut kennen und keine näheren Informationen für gewöhnlich aus ihr heraus bekommen, ist dieser Satz mittlerweile ein geflügeltes Wort zwischen mir und der anderen Hälfte meines Haushalts geworden. Wir haben ihn uns angewöhnt.
Abgesehen von dieser, gibt es bei nahezu jeder Tätigkeit Angewohnheiten.
Ich stehe im Garten und werde unvermittelt Ohrenzeugin eines Gesprächs, dass ein Nachbar, seiner Gewohnheit zufolge, im Freien und mit eingeschaltetem Lautsprecher führt. Ich bin nun bestens über das Prozedere des Reifenwechsels und den zugehörigen Kosten informiert. Erlange ungefragt Einblicke in den Kommunikationsstil beider Protagonisten.
Eine andere Angewohnheit im Zusammenhang mit Kommunikation habe ich vor vielen Jahren erlebt. Meine Ausbilderin hat, sobald das Festnetztelefon klingelte, einen kleinen Handspiegel aus der Schublade gezogen und sich erst im Spiegel betrachtet, bevor sie den Hörer abnahm.
Aber es geht auch anders. Ich kenne beispielsweise eine Person, die zieht die Schnürsenkel dermaßen fest an, dass sie ihr regelmäßig reißen. Das habe ich noch nie geschafft. Ihr vielleicht? Andere machen die Schnürsenkel erst gar nicht auf und schlüpfen aus den Schlappen indem sie auf die Ferse treten.
Dann kenne ich wieder einen anderen Jemand, der in regelmäßigen Abständen seinen Sätzen das Wort „issidenn“ hinzu fügt. Oder, auch schön, verwendet eine Person sehr gerne und sehr häufig das Adjektiv: ideal. Besonders dabei ist die Aussprache des Worts. Jeder einzelne der drei Selbstlaute wird genauestens betont.
Ach, wie wäre es doch langweilig ohne die kleinen Angewohnheiten und Marotten, die wir alle haben.