Mein heutiger Tag steht unter dem Motto: verschlungene Pfade. Ich bin mal wieder mit dem Rad von hier in die Stadt unterwegs. Rund zwanzig Kilometer durchs Ballungszentrum. Durchs Industriegebiet, am Hafen vorbei, am Flussufer entlang, das leider nicht durchgängig befahrbar ist. Wäre ja auch viel zu einfach. Nach wie vor, es bleibt ein Abenteuertrip. Wie im Dschungel sind ehemals befahrbare Radwege gesperrt, zugewachsen, verschwunden oder werden umgeleitet. Aber ich stelle mich tollkühn der Herausforderung, nehme es mit sämtlichen Unwägbarkeiten auf. Ein immerwährender Kampf. An dieser Erkenntnis ändert sich genauso wenig, wie es irgendwann vielleicht eine vernünftige Verkehrsführung für Radler gibt. Jedenfalls nicht in absehbarer Zeit, also in den nächsten zehn Jahren.
Die Gänse im Schlossgarten haben die Situation deutlich besser im Griff als ich. Sie haben sich angepasst. Schlafend liegen sie mit den Köpfen unter den Flügeln in kleinen Häufchen auf dem Weg. Ich umkurve sie mit derselben Umsicht, wie die Schlaglöcher zuvor und bin erstaunt, dass sie sich kein bisschen von mir stören lassen. Sie wachen noch nicht einmal auf. Das nenne ich Nervenstärke.
Irgendwann bin ich am Ziel. Erledige, was es zu erledigen gibt und mache mich auf zum nächsten Termin. Vorsichtshalber gehe ich im Kopf schon mal den Streckenverlauf durch. Alles klappt gut. Je niedriger die Erwartung, desto größer der Erfolg. Nein, ich habe nichts zu meckern. Erneut erledige ich, was es zu erledigen gibt.
Meine Rückfahrt trete ich dann mit den nun bekannten Umwegen an und lasse mich nicht hetzen. Es ist wärmer geworden, Regen ist keiner mehr in Sicht und deshalb genieße ich eine gemütliche Tour. Irgendwie ist es hier nicht anders als im Urlaub. Da fahre ich schließlich ebenfalls über Ziegenpfade oder werde durch Bäche und Schlamm ausgebremst. So gesehen ist das nichts anderes als Urlaubsradeln, nur eben mit anderen Mitteln.