#511 Wäsche waschen

Wäsche waschen, damit kennt sich von uns zu ziemlich jeder aus. Jedenfalls vermutlich ungefähr. Doch liegt die Tücke oft im Detail, wie ich unlängst feststellen musste. Eine mir nahestehende Person ist unlängst Besitzerin ihrer ersten eigenen Wohnung inklusive Gemeinschaftswaschmaschine im Keller geworden. Mit Geldeinwurfautomat versteht sich. Daneben hängt ein Schild, auf dem die Programmzeiten vermerkt sind. Alles easy. Zur Not wird gegoogelt.

Oder ist es gar nicht so leicht? Was ist denn Feinwäsche genau? Was bedeutet Kochwäsche? Welche Farben sind gleich? Hm. Plötzlich tauchen Fragen auf. Guter Rat ist teuer. Das Programm ist die eine, Wäsche sortieren die andere Frage. Und dann noch welches Waschpulver ist für was geeignet und in welcher Menge? An eine Frage schließt sich irgendwie sofort die nächste an. Es ist wie bei vielen Dingen im Leben. Auch Wäsche waschen braucht Übung und außerdem ein klein wenig Erfahrung. Ich kann mich gut an den teuren Wollpulli erinnern, den ich als Miniaturversion nach der Wäsche in der Hand gehalten habe. Das ist mir nicht mehr passiert. Das war ebenfalls in meiner ersten Wohnung mit meiner ersten Waschmaschine.

Mittendrin, in der Fußgängerzone von Bondings. Erste Etage, Altbau, schiefe Wände, sehr zugig. Die Küche liegt nach hinten raus. Ich erreiche sie über vier knarrende Holzstufen. Sie ist schmal. Graue Fliesen an der Wand. Ein mit Milchglas versehenes Fenster führt zum Innenhof, der hauptsächlich von Tauben bevölkert ist. Um dem Einheitsgrau etwas freundliches entgegen zu setzen, liegt auf dem Boden roter Linoleumboden mit runden Noppenkreisen.

Ein alter Herd steht hinten rechts in der Ecke. Wir haben ihn bei Kerzenschein ans Starkstromnetz angeschlossen und uns nichts dabei gedacht. Die Waschmaschine ist neu. Sie steht in der Küche neben der Spüle. Gekauft haben wir sie in einem großen Warenhaus, vielleicht war es auch Neckermann. Per Ratenzahlung. Mein erster Kredit.

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