Ich sitze auf meinem Balkon. Die Abendsonne scheint mir über die rechte Schulter und ich atme den Duft von Augusta Louise ein, einer Stockrose mit betörendem Aroma. Satzfetzen aus der Nachbarschaft schieben sich hin und wieder in mein Bewusstsein, das mir seinerseits deutlich signalisiert, dass es hungrig ist. In dieser Gemengelage rasen die Gedanken zusammenhängend abgehackt durch meinen Kopf und ich versuche, einen Zipfel einzufangen. Dabei komme ich mir vor wie ein Kind, das nach dem Ende der Schnur seines wegfliegenden Luftballons hüpft. Ich lasse mich zu sehr ablenken, stelle ich fest.
Ein Luftballonschnurzipfel geistert mir durch den Kopf, seitdem ich vorhin im Auto eine Folge aus der Reihe Radiowissen von Bayern 2 über das Leben von Scott Fitzgerald angehört habe. Eine kurze, knapp zwanzig minütige Zusammenfassung seines Lebens mit Zelda. Am besten daran hat mir zum Schluss die Aussage der Biografin gefallen. Neben seinem detailgetreuen Gesellschaftsbild der roaring twenties, das er in seinen Werken zeichnet, zielt sie im Besonderen auf seine Sprache ab. Auf jeder Seite, so ihr Tenor, gibt es bestimmt einen Satz, der merkenswerter nicht geschrieben werden kann. Wie wahr. Dieser Aussage stimme ich zu einhundert Prozent zu.
Ein weiterer, ganz anderer Zipfel beschäftigt sich mit dem Satz unseres IT-Supports von heute Vormittag: „Ah, das Problem kenne ich“ bekam ich erleichtert zu hören, „da weiß ich, was ich tun muss“. Der IT-Support kann mir sofort helfen, hat gleich eine Lösung parat? Ich bin entzückt.
Allerdings komme ich in diesem Zuge zum dritten Zipfel. Vorgenannten Satz erinnere ich in einem anderen Zusammenhang nur zu gut. Nämlich wenn ich „Problem“ durch „Schnitt“ ersetze. Der Friseur einer teuren französischen Coiffeur-Kette sagte ihn zu mir, als ich ihm vor langer, langer Zeit meine Hochzeitsfrisur anvertraute. Nun, das Ergebnis in diesem Fall war suboptimal. Vielleicht versteht ihr jetzt mein Problem?