#531 …Aschenbrödel

Fortsetzung
Inzwischen nähert sich der letzte Athlet dem Schwimmausstieg. Die Stimme aus dem Lautsprecher gibt alles, um ihn aufzumuntern, ihn zu motivieren. Ich fürchte, das wird schwierig. Der Frust sitzt tief, sein Gesicht spricht Bände. Wie gut ich das verstehen kann.

Nun habe ich ein wenig Pause, schaue mich um. Hier gibt es Pferde. Sogar viele. Denn in Moritzburg residiert das sächsische Landesgestüt. Tatsächlich biegen sogleich zwei Schimmel um die Ecke. Allerdings ohne rotes Zaumzeug, dafür vor eine Kutsche gespannt. Per Pedes mache ich mich auf den Weg zur Radstrecke. Dort, wo die jeweils neue Runde anfängt, postiere ich mich und warte. Dann kommt er angesaust und ich brülle ihm ein: „auf geht’s – hau rein!“ entgegen. Vielleicht hat er es gehört.

Der Zeit nach scheint die andere Hälfte meines Haushalts voll im Plan zu liegen. Das bewegt mich, zurück zur Wechselzone zu laufen. Mein Weg führt mich auf einem Reitweg zurück in Richtung Schloss und Gestüt. Außerdem komme ich wieder am Käthe-Kollwitz-Haus vorbei. Ich nutze meinen Support-Leerlauf, studiere die vorhandene Gedenktafel. Das Haus ist heute aufgrund der Sportveranstaltung leider geschlossen.

Damit ich meinen Athleten beim Rad-Lauf-Wechsel nicht verpasse, suche ich einen geeigneten Standort. Dort schaue ich flitzebogenmäßig abwechselnd zur Uhr und Strecke. Da kommt er. Wir können ein paar Worte wechseln. Alles okay. Ich bin beruhigt und kümmere mich jetzt um meine körperlichen Bedürfnisse.

An der Essensausgabe bestelle ich Pommes, möchte diese allerdings nur mit Ketchup ohne Majo haben. „Das kann man bei uns noch frei entscheiden“ lautet die Antwort. Wie gut ist unser Privileg, denke ich mir, dass wir immer frei entscheiden können und vertraue darauf, dass es in dieser tollen Umgebung nur Freigeister gibt.

Meine Fritten futternd, schaue ich dem Treiben weiter zu. Gleich ist es soweit. Endspurt. Ich bin gespannt auf seinen Bericht.

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