#532 Sightseeing

Die Sonne brennt vom Himmel. Wir hangeln uns von Schatten zu Schatten in Richtung Innenstadt vor. Entlang des Elbufers führt unser Weg unter großen Bäumen und freien Flächen entlang. Am Pavillon mit Glockenspiel auf dem Dach halten wir an, um das Stadtpanorama auf der gegenüberliegenden Flussseite zu bestaunen. Wir sind nicht alleine hier. Ein junger Mann hat seine Handykamera auf ein Stativ gesteckt und posiert vor der imposanten Kulisse. Dabei ist er darauf bedacht, dass die Frisur sitzt und das Hemd freizügig aufgeknöpft dem Hintergrund in Nichts nachsteht. Folglich dauert es eine Weile, bis er mit dem Ergebnis zufrieden ist.

Die andere Hälfte meines Haushalts und ich kämpfen uns weiter durch die Hitze über die Steinbrücke zum Sightseeing in die Innenstadt durch, lassen die Eindrücke auf uns wirken. Schauen uns die kürzlich eingestürzte Carolabrücke an. Was ist da schief gelaufen? Kann es wirklich sein? Der Anblick in diesem Setting ist surreal, finde ich.

Wir kehren dem Fluss den Rücken, wenden uns dem Stadtleben zu und steuern als erstes eine Eisdiele an. Jede Abkühlung ist willkommen, während wir im Souvenirladen den ausgestellten Trabbi betrachten. Ich erinnere mich, wie ich vor vielen Jahren in einem solchen Gefährt kutschiert bin. Vielleicht war es auch ein Wartburg oder beides. Damals in der Zeit, als wir Wessis unsere Verwandtschaft in der DDR besucht haben.

Ich war ein Kind. Hörte den Gesprächen der Erwachsenen zu, fühlte eine gewisse Beklemmung. Außer derselben Sprache, war alles anders als bei mir zuhause. Einheitsgrau, vieles kaputt, überall übergroße Plakate. Bilder eines Mannes mit weißen Haaren vor einem hellblauen Hintergrund, der an den Wänden hing. Und Geld, dass so klein und leicht war, wie ich es von nirgends her sonst kannte.

Mit den Gedanken betrete ich die Frauenkirche. Ich bin gespannt und sogleich beeindruckt, berührt. Auferstanden aus Ruinen, gewissermaßen.

Teilen:

Weitere Beiträge

#643 aufs Maul geschaut

Cafés und andere gesellige Orte, wie Kneipen, Restaurants, öffentliche Verkehrsmittel, sind geeignet, fernab sozialer Medien, „dem Volk aufs Maul zu

Weiterlesen