538 auf dem Prüfstand

Nachdem die Straße den Diegeldingelsberg kurvig bergauf verlief, fängt hier, hinter der kleinen Ortschaft, das richtig ätzende Stück Strecke an. Ich weiß das, also bin ich vorbereitet und verzage nicht, als ich es vor mir liegen sehe. Nun heißt es weiter ordentlich in die Pedale treten. Meinen Blick lenke ich abwechselnd zäh auf die Leitpfosten und hangle mich von einem zum nächsten oder ich schaue hoch, mein Ziel, die Baumgruppe, fest anvisiert.

Die Baumgruppe besteht aus drei Bäumen. Einer ist ziemlich kahl, die anderen beiden üppig grün. Sie hebt sich vom azurblauen Himmel ab. Außer dem Blau ist nichts zu sehen. Als ob die Welt dort enden würde. Tut sie aber nicht, wie ich aus Erfahrung und – an dieser Stelle auch – Ortskenntnis, weiß. Jedoch, danach ist sie fast wieder flach. Gleich habe ich es geschafft. Gleich liegt der fieseste Anstieg auf unseren Hausberg hinter mir.

Verstohlen schiele ich auf meinen Tacho und entwickle den Ehrgeiz, mein Tempo nicht unter eine bestimmte Marke sinken zu lassen. Erstaunlicher Weise gelingt mir das ganz gut und ich komme zufrieden oben an. Dort wartet die andere Hälfte meines Haushalts bereits einigermaßen entspannt. Gemeinsam strampeln wir bis zum Waldrand, halten im Schatten an, nehmen einen guten Schluck aus der Pulle. Bei dieser Gelegenheit werde ich mit seiner Idee konfrontiert, in Manolzdings abzufahren, um ein zweites Mal den Anstieg von der anderen Bergseite aus zu nehmen.

Ich willige ein. Überhaupt, das mache ich oft, ohne großartig nachzudenken. Und zwar immer dann, wenn ich mich gut fühle. Außerdem brauche ich das Training, will ich nächsten Sonntag einigermaßen über die Runden kommen.

Der Rest der Runde verläuft glatt. Ich bleibe bis auf den Anstieg hartnäckig am Hinterrad meines Pacemakers kleben. Die Prüfung habe ich bestanden. Jetzt wird nur noch das Material gecheckt.

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