Alle Jahre wieder bricht an einem Tag mein uneingeschränkter Wille durch, mich mit der Steuererklärung zu befassen. Mit diesem besonderen Tag verhält es sich ganz ähnlich, wie mit dem Keller aufräumen (#536 Brückentag). Der Spaßfaktor tendiert gen minus zehn. Überhaupt fasse ich es nicht, wie unglaublich blödsinnig die Eingabe ist. Selbsterklärend oder intuitiv funktioniert nichts. Ich frage mich dann immer, wie es Leute schaffen, sich dort durchzuwühlen, die nicht dasselbe finanztechnische Hintergrundwissen haben wie ich.
Es ist acht Uhr morgens. Ich beginne am heimischen Schreibtisch mit der jährlichen Herausforderung. Zuerst übernehme ich sämtliche Daten aus dem Vorjahr, spiele zusätzlich die ein, die dem Finanzamt bereits vorliegen und starte mit der restlichen Eingabe.
Einige Hinweise lese ich mehrmals, um die dreifach hintereinander erfolgte Verneinung im Text des Infokästchens zu verstehen. Das ist Mathe nur mit Worten, nicht mit Zahlen. Ungefähr: Minus minus Minus ist Minus. Verrückt, wer denk sich das nur aus? Aus diesem Grund probiere ich an einigen Stellen rum, bis kein rotes Ausrufezeichen bei der Prüfung mehr erscheint. Alles andere dauert mir zu lange, reicht meine Geduld nicht aus.
Knapp vier Stunden später bin ich durch. Mehrere Tassen Kaffee und eine große Schale Müsli haben es geschafft, mich einigermaßen bei Laune zu halten. Um mich verteilt liegen auf meinem Arbeitsplatz, dem Drucker und mir zu Füßen sechs Ordner und zwei Mappen mit der Loseblattsammlung von der anderen Hälfte meines Haushalts rum. Chaos. Aber ich bin zufrieden. Es hat besser geklappt als gedacht und ich sende die Unterlagen ab. Fertig.
Am Abend geht es noch für eine kleine Abendrunde aufs Rad. Ein letztes Mal den Hausberg rauf und runter. Der letzte Schliff für übermorgen, sozusagen, denn Alb extrem ruft. Ich bin gut drauf, merke ich, hoffe, dass es so bleibt und trete motiviert in die Pedale.