Nach dem Duschen öffne ich das Fenster im Bad, um den Duschdunst raus zu lassen. Das erste, was mir dabei auffällt ist ein komisches Rauschgeräusch, das ich nicht gleich zuordnen kann. Aber dann, klar, wie blöd von mir. Es ist das Geräusch von strömendem, schnurgeradem Regen. Das kann nur besser werden, denke ich mir und ziehe mich an.
Auf der Wetterapp verfolge ich die Regenvorhersage und finde ein trockenes Zeitfenster, in dem ich den Einkauf für nächste Woche erledigen kann. Im Moment sieht es ziemlich traurig im Kühlschrank aus und da wir erst am Sonntagabend von unserem Wochenendausflug zurück sind, muss vorher Abhilfe geschaffen werden.
Als der Regen aufhört, krame ich sicherheitshalber meine uralte, hellblaue Regenjacke aus dem Schrank, die dort ihr Dasein fristet. Über die Jahre ist sie mir etwas spack geworden. Aber für einen Einkauf oder eine Wanderung leistet sie, unmodern hin oder her, gute Dienste. Stylisch wird es durch meine knöchelhohen, schwarzen Gummistiefel mit weißem Pünktchenmuster, die ich neulich erst erstanden habe (#524 am Wasser) und in die ich jetzt rein schlüpfe.
Ich gehe zum Rad, versuche das Rahmenringschloss auf zu bekommen. Klappt nicht. Das war noch nie der Fall. Was soll das jetzt? Ich probiere und probiere. Nichts tut sich. Ich gebe es auf und laufe zu Fuß zum Supermarkt.
Auf dem Rückweg merke ich, wie sich meine Arme affenartig verlängern. Links einen Beutel, rechts einen Beutel und einen Rucksack auf dem Rücken. Im Zurücklaufen überlege ich, was vorhin schief gelaufen ist. Erst als ich den Schlüsselbund wieder hervor ziehe fällt mir auf, dass ein neuer Schlüssel dran hängt und noch einer. Der sieht genau wie meiner aus und mir ist schlagartig klar, dass die andere Hälfte meines Haushalts seine Radschlüssel an meinem Schlüsselbund befestigt hat. Oh no, einfach genau hinschauen hilft manchmal.