#584 Umstände

Jeder Lebensentwurf verbringt seine Zeit auf seiner eigenen Insel. Gewollt oder ungewollt spielt dabei keine Rolle. Was eine Rolle spielt, finde ich, ist die Tatsache, dass wir uns diesen Umstand immer und immer wieder vor Augen führen sollten. Bequem „von sich auf andere schließen“, funktioniert leider nicht, selbst wenn das, zugegebener Maßen, äußerst praktisch wäre. Ich würde sogar noch weiter gehen und behaupten, dass die Umstände der Lebensentwürfe ständig vielfältiger werden, weil sich kontinuierlich mehr Möglichkeiten ergeben. Ein Wachstumsmarkt gewissermaßen. Und ein schleichender Prozess, der bestimmt vor vielen Jahren, vielleicht Jahrhunderten, begonnen hat.

Die ständige Neugier auf Neues, der Drang nach Abenteuer aber auch das Streben nach Macht, Einfluss und Reichtum könnten Faktoren sein, die diese Umstände vermehrt erzeugen. Warum ich darüber philosophiere, fragt ihr euch. Ich weiß es nicht. Aber ich will euch schnell den Grund für meine Überlegungen nennen.

Diese Tage hatte ich – wieder möchte ich sagen (#154 Post)- einen handgeschriebenen Brief in meinem Briefkasten. Wie beim letzten Mal, wurde er akkurat mit einem Füller geschrieben. Die für den Verfasser oder die Verfasserin wichtigen Textstellen sind in pink hervorgehoben. Dort hat sich jemand wirklich Mühe gegeben, das ist auffällig. Auch die Verzierung an der Seite, der schmucke Klebestreifen mit der idyllischen Landschaft, ist wieder dabei. Er findet sich auf dem Briefbogen und an der Unterkante des C6/5 Briefumschlags.

Unterschrieben ist der Brief mit: „ Fam. Hunter“. Ist der Name, „Jäger“, Zufall oder Programm? Ein weiteres Geheimnis. Unter welchen Umständen er wohl verfasst wurde, frage ich mich. Und ich frage mich auch, wie der Lebensentwurf der Familie Hunter aussieht, die abends am Küchentisch da sitzt und Briefe vorschreibt für den Fall, dass morgen dort, wo sie klingeln, niemand öffnet. Möglicherweise machen sie das Briefeschreiben mit einer ähnlichen Leidenschaft, wie ich mit meinem Blog. Wer weiß das schon?

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