#596 in Erinnerungen schwelgen

Die Sonne steht morgens wieder schräger. Ich blinzle, fische meine Sonnenbrille aus der Armablage zwischen Fahrer- und Beifahrersitz hervor und tausche meine Gleitsichtbrille (das Alter ist Schuld) gegen die getönten Gläser. Besser. Erfreulicher Weise ist heute wenig auf der Straße los und ich komme nicht nur schnell an mein Ziel, sondern finde ebenfalls problemlos eine Parkmöglichkeit. Die Temperatur ist angenehm, recht frisch zwar, aber es verspricht heiß zu werden. Ich freue mich auf meinen Tag, da ich mich nach Feierabend mit einem meiner Lieblingsmenschen in der Großstadt treffe.

Doch bis dahin dauert es noch etwas. Vorher stehen die alljährlichen Halbjahresarbeiten im Büro auf dem Programm. Also jener Kram, den ich erledigt haben möchte, bevor es für mich drei Wochen in den Urlaub geht und mit dem ich mich danach bestimmt nicht mehr beschäftigen will. Die Zeit ist gut, um genau diese Dinge zu erledigen. Eine Präsentation will vorbereitet, die Ablage sortiert, das Mailpostfach aufgeräumt werden und alles dieses. Und keiner ist da, der stört. Fast alle Kolleg:innen sind im Urlaub, ich kann mich ohne Unterbrechung nur einem Thema widmen und lebe, zugegeben, ein wenig meine kreative Ader aus. Das darf mal sein, hektisch wird es wieder früh genug und ich merke, wie mir diese kleine Erholung gut tut.

Dann ist es endlich so weit. Ich mache mich auf ins Stadtzentrum und wir schlendern durch die vertrauten Straßen. Stellen fest, was sich verändert und was gleich geblieben ist. Ich brauche ein paar Dinge – Notkäufe für den Urlaub – und dann geht es der Erinnerung wegen zu unserem alten Lieblingsrestaurant. Pro Forma werfen wir einen Blick in die Karte, einfach, um den Anschein zu wahren, als würden wir uns extra etwas aussuchen. Natürlich wissen wir längst, was wir bestellen wollen: Frühlingsrollen, Z 13 und eine Cola Zero, zweimal bitte.

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