#607 schrum

Meine blanken Füße patschen auf dem gepflasterten Weg, der mich vom unserem Zelt zum Meer führt. Mein Handtuch liegt über meiner linken Schulter, den Bikini habe ich bereits an. Mehr brauche ich nicht. Ich trete durch das verrostete Tor hinaus und nehme die acht Stufen runter an den Strand. Eine Minute hat der Weg gedauert, wenn überhaupt.

Ich wende mich ein paar Schritte nach rechts, nehme das Handtuch von der Schulter, richte es nach der Sonne aus und befestige seine vier Ecken mit ein etwas Sand, damit es der Wind nicht weg weht. Dann wende ich mich dem Meer zu. Zuerst genieße ich den Anblick der Weite. An der Peripherie meines Sichtfeldes nehme ich vereinzelt ein paar Personen wahr, höre Kinderstimmen. Ansonsten bin ich alleine. Alleine mit dem Wasser, den Wellen, der Weite und meinen Gedanken.

Inzwischen umspült der Saum meine Füße. Ich gehe weiter rein. Die Wellen brechen sich zweimal. Einmal an der kleinen Sandbank, die dem Strand vorgelagert ist und einmal, wenn sie am Strand auslaufen. Schnell habe ich die Sandbank erreicht, tauche unter den Wellen hindurch, schmecke das Salz auf der Zunge. Ich springe hoch, lasse mich zurück ins Wasser platschen, tauche unter und wieder auf. Die Wellen sind stark, klatschen gegen meinen Körper, werfen mich fast um.

Weiter draußen ist die See ruhiger. Im Auf und Ab des Wellengangs lege ich mich rücklings aufs Wasser, die Füße voran, paddle dabei ein wenig mit den Armen. Immer der Sonne entgegen. Ich gebe Acht, dass ich nicht zu weit abgetrieben werde, denn die Strömung ist nicht ohne aber harmlos, zieht sie mich doch nicht aufs offene Meer hinaus.

Auf meinem Rückweg ans Ufer versuche ich auf den Wellen zu surfen. Das gelingt mir allerdings nicht. Dazu bräuchte ich jetzt ein Bodyboard oder vergleichbares.

Am Strand bleibe ich stehen, lasse das Wasser an meinem Körper runter laufen und mich von Wind trocknen. Gehe ein Stück. Dabei überlege ich, mit welchen Buchstaben sich das Geräusch der sich brechenden Wellen beschreiben ließe. Ähnlich wie es bei: wuff, miau oder piep funktioniert. Ich lausche angestrengt, komme nicht drauf. Gibt es überhaupt eine Wortkombination dafür?
Es dauert einige Badegänge und angestrengtes Lauschen. Schließlich komme ich drauf. Für mich hört es sich so an: schrum.

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