#611 magisch

6:45 Uhr. Ich bin wieder wach und schaue aufs Meer hinaus, überlege kurz, dann schnappe ich mir meinen Bikini von der Wäscheleine, ziehe mich schnell um und gehe runter ans Wasser. Baden bei Sonnenaufgang. Was gibt es schöneres? Nichts.

Die See ist glatt, fast wellenlos. Nur vereinzelt bilden sich kleine Wogen mit weißen Schaumkrönchen. Ich spüre den weichen Sand unter meinen Füßen. Er ist noch ganz kalt von der Nacht. Ich bin alleine am Strand. Das Wasser ist warm. Ich laufe ins flache Wasser hinaus, bis ich schwimmen kann. Gleich haben es die ersten Strahlen des Tages über den Bergkamm im Osten geschafft, gleich. Ich bin rechtzeitig dran, um diesen magischen Moment nicht zu verpassen.

Ich schwimme parallel zum Strand im einzigen schmalen glitzernden Lichtband der Sonne entgegen. Als hätte die Welt den roten Teppich nur für mich ausgerollt, so kommt es mir vor. Und das fühlt sich gut an. Erhaben. Friedlich. Eben Magisch. Ich schaue in die Sonne, bis ihr Licht zu grell wird, bleibe knietief im Wasser stehen, lasse mich von ihr bescheinen. Ganz zart spüre ich langsam ihre Wärme auf meiner Haut.

Dann sind diese Minuten vorüber. Ich sage bye bye zum Meer, bedanke mich bei der Sonne und gehe duschen. Kalt duschen. Alle Coins sind aufgebraucht. Ich schließe den Vorhang vor der Außendusche, hänge mein Handtuch demonstrativ darüber. Wird mich schon niemand stören. Ist eh keiner wach.

Erfrischt und aufgekratzt, schlüpfe ich zurück ins Zelt zur anderen Hälfte meines Haushalts, der die Morgenstunde schön verschlafen hat. Jetzt kann kommen was will, Zugstreik hin oder her, schlechte Straßen, sonstiger Unbill. Ich bin gewappnet.

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