Im Watschelschritt, rechts, links, rechts, schiebe ich mich langsam vorwärts bis nichts mehr geht. Ab hier heißt es geduldig warten, denn ich stehe in der Spar-Schlange. Es sieht trotz allem nach einer überschaubaren Wartezeit aus und deshalb haben wir uns den Flott-Eintritt für das 1,5fache geschenkt.
Wir sind in guter Gesellschaft. Vor uns eine Gruppe aus Spanien, dahinter drei Jungs von der Uni Karlsruhe, dann zwei Männer, die sich im Partnerlook gekleidet haben. Zwei junge Frauen aus Polen hocken neben uns und spielen zum Zeitvertreib Karten. Gute Idee. Die andere Hälfte meines Haushalts unterhält sich ein wenig mit einem Mann aus Indien, der ebenfalls mit seiner Familie wartet. In der Zwischenzeit rücken wir gemäß Blockabfertigung alle zehn Minuten ein paar Meter weiter, bis auch wir schließlich dran sind.
Nach dem Besuch des Petersdoms ist die Sixtinische Kapelle nun unser Ziel. Und was für eins. Ich habe mit viel gerechnet, aber damit nicht. Kunst, Bilder, Malerein aus allen erdenklichen Epochen. Riesige Landkarten eines vergangenen Weltbildes, Skulpturen, Statuen, Wandteppiche, Fresken, Exotisches und Handfestes, verrückte Dinge. Szenen der Hoffnung und der Schlacht. Jahrhunderte der Sammelleidenschaft, wie es sie bestimmt kein zweites Mal gibt.
Ich staune. Angesichts der ungeheuren Pracht habe ich gleichzeitig ein mulmiges Gefühl. Doch ich möchte es sehen, das berühmte Bild von Michelangelo, bei allem Zwiespalt, den ich in mir trage.
Die „Erschaffung Adams“. Es ist, ähnlich wie die Mona Lisa, viel kleiner als ich es vermutet habe und verliert sich mit seiner Kraft im Reigen der es umgebenen Malereien. Dennoch, so auf eine gewölbte Fläche über Kopf zu malen, dass es von unten betrachtet perfekt aussieht. Das ist Kunst, das ist Genialität. Unglaublich.
Und überall, wohin ich auch schaue, bin ich heute nicht von Steinen, sondern von tausenden von Engeln umgeben.