#622 Saisonende

Die Waschmaschine tut ihr bestes, rödelt die ganze Zeit. Ich, als erfahrene Waschmaschinenmeisterin, spiele Tetris mit den Waschladungen. Sportklamotten, Feinwäsche, 30°-Wäsche, Jeans, hell, dunkel, Kochwäsche. Den Schlafsäcken und anderem Equipment gönne ich ebenfalls einen Waschgang. Dabei plane ich die Ladungen so, dass möglichst kein Stau zwischen Waschmaschine und Trockner entsteht. Tetris eben.

Das mache ich nebenbei und zwischendurch.

Morgens geht es erst zur großen Inspektion in die Werkstatt. Dann wird eingekauft, während die andere Hälfte meines Haushalts das Auto aussaugt. Klare Aufgabenverteilung. Anschließend habe ich einen Termin in Bad Canndings. Nachmittags verlangt der Garten nach mir. Bei drei Wochen Wildwuchs ist ein wenig Kosmetik notwendig.

Das Auto ist fertig. Ich bekomme die Nachricht auf mein Handy und überlege, wie ich dorthin gelange. Gebracht werden möchte ich nicht, dafür ist das Wetter zu schön. Zum Joggen habe ich keine Lust. Ich glaube, in den nächsten Tagen lasse ich Sport Sport sein. Also entscheide ich mich, einen Spaziergang zu machen, bevor die Wetterapp den nächsten Schauer ansagt.

Mein Weg führt mich am Freibad vorbei. Leer und verlassen ist es nun. Die Becken sind noch gefüllt aber die Figur im Kinderbecken hat keine Gesellschaft mehr. Ein wehmütiger Blick, ein schnelles Foto durch den Zaun und ich verabschiede mich kurz und schmerzlos. Saisonende.

Ich wende mich ab, richte meine Gedanken auf die kommenden Wochen. Es wird einiges los sein. Im Büro wie auch privat. Nicht alles ist schön davon. Manches sogar traurig. Abschied und Veränderung werden mich mehr denn je begleiten, werden meine Aufmerksamkeit fordern.

Ich laufe weiter. Durch die lange Unterführung unter der Bundesstraße. Meistens fahre ich hier mit dem Rad entlang. Jetzt, auf zwei Füßen, schaue ich mir die Graffitis an, nehme den Sound des Windes wahr, während er die ersten trockenen Blätter durch den Tunnel vor sich her treibt.

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