#632 verboten, still zu sein

Es ist müßig, sich über das Wetter aufzuregen, dass nach wie vor beschlossen hat, uns mit Dauerregen zu beschäftigen. Schwerlich, daran etwas zu verändern. Ebenfalls schwerlich finde ich die Situation, die unsere Gesellschaft beschäftigt. Das fühlt sich genauso wie Dauerregen an. Und ist der Regen wenigstens gut für die Natur, hat der im übertragenen Sinn gemeinte Regen nichts, was gut wäre. Mir macht es keinen Spaß mehr, Nachrichten zu schauen, Zeitung zu lesen. Meinen Konsum habe ich auf ein Minimum reduziert. Wie eine Ertrinkende komme ich mir bei der Suche nach guten Nachrichten vor. Doch es gibt wenig, was Halt geben könnte.

Alles, was sich findet sind Beleidigungen, Drohungen, kraftprotziges Gehabe, das dermaßen niveaulos daher kommt, dass ich mich fremdschäme. Das ist teilweise so lächerlich, dass ich mich frage, wo der gesunde Menschenverstand abgeblieben ist. Weggespült vom Regen vielleicht. Aber irgendwo muss er sein.

Wenn ich beiseite trete, mir selbst über die Schulter schaue, weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Fast könnte ich meinen, ich würde auf eine/n Heilsbringer:in warten. Jemand, der die Kraft hat, das Ruder herum zu reißen. Politisch ebenfalls wie ökologisch. Jemand, der für eine gerechte Welt sorgen könnte. Nun, da ich nicht dafür bekannt bin, passiv in der Gegend rum zu sitzen und zu jammern, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als meinen Allerwertesten hoch zu bekommen, um zu sehen, was ich tun kann. Schließlich kann ich nicht darauf warten, dass es andere machen.

Ich kann Personen unterstützen, deren Ansichten ich teile. Ich kann abstimmen, bekräftigen, diskutieren, meine Meinung sagen. Das ist mehr als manch andere es können und ein Privileg, dessen ich mir bewusst sein sollte. Jedes kleine Bisschen hilft, also kann auch ich etwas tun. Ich leben nur einmal, soviel ist sicher. Ich möchte es sinnvoll nutzen.

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