Wenn der Postmann zweimal klingelt, oder so ähnlich, wird hier wohl niemand die Tür öffnen. Da dürfte in diesem Fall auch keine „Gefahr in Verzug“ sein. Zumindest für den Hausbewohner oder vielmehr die Hausbewohnerin. Denn ohne Treppe kommt mir ein solches Unterfangen schließlich schier unmöglich vor. Tja, da (um noch eine Redewendung zu benutzen) hat der Zahn der Zeit dran genagt. Entschuldigt bitte meine Anspielungen auf (Film-)Titel und sonstigen Redewendungen etc.. Die gehen mir heute flott von der Hand. Schieben sich mir nichts, dir nichts in mein Bewusstsein.
Ich erinnere mich gut an den Tag, als mir dieser Sachverhalt ins Auge sprang. Ich bin unterwegs, eine Strecke, die ich gut kenne. Das war mir bisher nicht aufgefallen. Zuerst denke ich an einen „trompe l’oeil“ und schaue ein weiteres Mal genau hin. Wirklich, ein Briefkasten, angebracht in luftiger Höhe, passend zur Tür des alten Turms. Als hätte jemand die Zugbrücke hochgezogen, denke ich mir im Vorbeilaufen, blicke noch einmal zurück. Auf der Rückseite des Turms, der neben einer Fußgängerbrücke und zwischen Fluss und Bahngleisbett als Relikt vergangener Tage steht, sehe ich rote Sprossenfenster mit Gardinen dahinter. Scheinbar war der Turm früher bewohnt. Das würde nicht nur die Gardinen, sondern auch den Briefkasten erklären.
Aus purer Neugier halte ich an, gehe ein paar Schritte zurück. Ich möchte sicher gehen, dass es nicht doch auf einer Seite einen Treppenaufgang gibt. Nein, nichts zu sehen. Irgendwie wird es schon einen Weg in die weiteren Etagen, die sich über der Haustür befinden, geben. Innen drin, unsichtbar für Personen wie mich. Wie gerne würde ich mir das anschauen. Für mich ist das spannend. Wer hier gewohnt hat?, frage ich mich. Der Bahnwärter? Einer wie Hauptmanns „Bahnwärter Thiel“? Ob die Haustür verschlossen ist, überlege ich kurz. Dann eile ich weiter.